Australische Sexpartei hat nicht genug Mitglieder angezogen?

Aus aller Welt erreicht uns heute die Nachricht, dass auch australische Miniprozentparteien ihre Sorgen haben. Im gegenständlichen Malheur: die australische Sexpartei. In Australien braucht eine Partei mindestens 500 Mitglieder, um zu Parlamentswahlen anzutreten, und die Anmeldungen werden von der australischen Election Commission, dem Wahlausschuss, genau geprüft. Wer sich über die undemokratische 5%-Hürde für den Einzug in den Nationalrat ärgert, sollte die australischen Kleinparteien auch bemitleiden, wenigstens ein bisschen.

Die Sexpartei wurde 2009 gegründet und ist in Australien nicht nur für ihren aufreizenden Namen, sondern auch für ihre sexy Themen bekannt:

  • Legalisierung der Sterbehilfe
  • Legalisierung aller Räusche für die Freizeitgestaltung
  • Legalisierung der Homosexehe
  • Kirchenstopp in Australien

Aus dem Grundsatzprogramm:

Die Sexpartei will unabhängige, durch Fachleute geprüfte, wissenschaftliche Forschung als Grundlage für die ganze Breite der Debatte in unserem 21. Jahrhundert.

„Ahoy, sexy Partei, und Amen!“ sagt hier wohl jeder Pirat voll Zuneigung und Hingezogenheit.

Das Programm schließt mit

Die große Mehrheit der Australier hat eine sehr entspannte und tolerante Haltung gegenüber der Entscheidungen des Einzelnen. Die Sexpartei spiegelt diese Haltung wider.

Leider dürfen Österreicher trotz der Ähnlichkeit der Ländernamen nicht um politisches Asyl ansuchen.

Die Sexpartei ist mit der Entscheidung des australischen Wahlausschusses überhaupt nicht einverstanden und plädiert auf 6000 Mitglieder, welche bloß durch die „veraltete“ Metrik nicht richtig erfasst würden. Ohne den ehrenwerten Ausschuss in irgendeinerweise kritisieren oder sonstwie entehren zu wollen erklärte die Sexpartei in der Presseaussendung vom 7. Mai:

Der Ausschuss braucht ausreichende Mittel, um die gesamte Liste durchzugehen um 500 Mitglieder zu beglaubigen.

und

Der Ausschuss hat bloß 26 Anrufe gemacht und vier Mitglieder ermittelt.

Die veraltete Messmethode schließe Studenten ohne Festnetzanschlüsse oder mit häufig wechselnden Wohn- und Schlafadressen aus, welche aber den Löwenanteil der Mitglieder der Sexpartei stellten.

Für zahlreiche Sexisten war die Affäre ein Fall für Twitter. Unter dem Hashtag #sexparty (englisches Fremdwort für „Sexpartei“) posteten sie Selfies mit ihren scheckkartengroßen kirschroten Mitgliedsausweisen. Dieser Twitter-Verkehr führte für einige schöne, junge Parteigängerinnen zu lebhaften Missverständnissen (Fotostrecke unten, Safe for Work).

Der Wahlausschuss zeigte sich nicht beeindruckt und verwies auf das Regelwerk, nach dem der #sexparty-Feed nicht als Beleg zugelassen sei, vor allem Akte kämen nicht in die Akte.

Zum Zeitpunkt der Drucklegung ist der Fall noch in Schwebe, aber unserer geschätzten Wahrnehmung nach hat Australien ein ernsthaftes Demokratiedefizit. Die Sexpartei sollte „Den Hashtag #sexparty als Mitgliederkartei zulassen“ aufs Wahlprogramm setzen, oder besser noch: Abschaffung der 500-Mitgliederhürde. Über die neue Schlagzeile „Sexpartei zeigt Ausschuss den Hintern“ würden wir uns freuen. Noch mehr über einen neuen URL — http://sexparty.gov.au.

Wegen Twitter-Diskriminierung nicht anerkannte Mitglieder (via Death and Taxes Mag)

sp-eval

Kader Personal ("Electorate Officer of Fiona Patten MLC & Secretary of Australian Sex Party")

Kader Personal („Electorate Officer of Fiona Patten MLC & Secretary of Australian Sex Party“)

Berater von Fiona Patten

sp-doro

"Open Source-Politik ist die Zukunft!"

„Open Source-Politik ist die Zukunft!“

sp-rhi

Update 25.7.2015: Die Geschichte ist gut ausgegangen.
Die Empörung der Mitglieder hat etwas gebracht.

Parteiführerin Fiona Patten: „Interessant war, wie viele neue Mitglieder wir während der Debatte bekommen haben“. Die Australische Sexpartei hat 6000 Mitglieder in ganz Australien und will zu den Wahlen in allen Staaten und Bezirken antreten.

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