Wir waren wo — Landesgeneralversammlung der Wiener Piraten 2015-2

Die Landesgeneralversammlung der Wiener Piraten fand am Freitag, den 17. April 2015, statt. Abgestimmt wurde über „Bündnis mit den Kommunisten für den Wien-Wahlkampf — ja oder nein?“ Es war ein wichtiger Termin; erschienen waren daher 15 Leute.

Sprachverlust ist Realitätsverlust

Augenscheinlich ist eine Landesgeneralversammlung das Ereignis für den diskursiven Prozess zur Planung eigenständiger Sesselkreisrunden. Solche Satzgebilde aus der Mottenkiste der sozial arbeitenden Klassen gab es auf der Jamboree der Wiener Niederlassung der Piratenpartei Österreichs mehrere. Zum diskursiven Prozess gehörten Schreiduelle um die Frage, wer am Wort ist nach den Paragrafen der Landesgeschäftsordnung. Augenscheinlich gibt es für die Paragrafen mehrere Deutungen. Andere Streitfragen: „Was ist Kommunismus?“ „Sollen wir Stalin verzeihen?“ „Können wir nicht alle Freunde sein?“

Typischer Dialog:

0utput: „Ich will aber nicht in Gulag!“

Moderator: „0utput, du bist nicht am Wort. Anatol hat dem Schnucki eine Frage gestellt, die noch nicht fertig beantwortet ist, daher darf jetzt der Lucki…“

Mucki: „Meins war keine Wortmeldung, sondern eine Gegenrede, daher bin ich dran!“

Lucki: „Stimmt ja gar nicht!“

[Riesenkrach wegen „Du hast kein Recht…“]

Invasion der Sockenpuppen

Juliana „Juli“ Okropiridse, Spitzenkandidatin für das „Wien Anders“-Wahlbündnis, erschien mit ihrem Gefolge von Socks von den Jungen Linken, dem politischen Arm der Jungen Piraten Österreichs [1]. Diese Socks waren es, die dem Stalin-Klub in der Abstimmung zum Bündnis zum KPÖ-Erdrutsch verhalfen. Jetzt ist es amtlich: Hurra, die Piratenpartei Österreichs befindet sich in einer „Wahlallianz“ mit der Kommunistischen Partei Österreichs. Der Jubel war so groß, man hätte meinen können, die Totalüberwachung sei abgeschafft worden. Wie 0utput ermittelte, wusste ein gstandener Juli-Sock nicht einmal, wer die Piratenpartei Österreichs gegründet hat. Der weitere Verlauf der Veranstaltung zeigte, dass dieser Herr dafür alles über Stalin wusste.

Die Jung-Maulwürfe waren die einzigen, die zu Julis Ausführungen klatschten.

Das Trauerspiel

Vor Ort waren auch Schutti und Ohm, beide Piraten-Veteranen aus den glorreichen Anfangstagen der Partei. Beide waren damals im technischen Stab der Organisation. Funktionäre verkehrten in den erlauchtesten Kreisen des nerd chic. Die Partei hatte ganz ohne Hilfe der Massenmedien den besten Ruf im Wiener Internet-Milieu, bei Anti-Überwachungs-Kämpfern, in den Avantgarde-Zirkeln. Damals konnten Parteigänger noch programmieren.

Schutti war erschienen um gegen Julis Socks zu stimmen, und Ohm, ein Exilpirat, um ihm in dieser schweren Stunde der kommunistischen Übernahme der Partei beizustehen. Beides war vergeblich. Die alten Parteifreunde können nur bitterlich weinen beim Anblick dessen, was aus ihrem Piratenschiff geworden ist. Eine Politbüro-Bürokratie für kommunistischen Postenschacher. Eine Front-Organisation der KPÖ. Der neue Kapitän der Piraten Österreichs heißt „Stalin“.

[1] Die Website der Jungen Piraten macht transparent, was die Organisation und ihre Chefin seit 13 Monaten machen: nichts. Auf der Homepage zirpen friedlich die Grillen. 100% frei von Piraten-Themen!

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