Karl Marx und die Vermutung einer „richtigen Seite“ der Geschichte

von Richard M. Ebeling, am 5. Juni 2017

Eine der gebräuchlichsten Phrasen, die man von jenen hört, die sich selbst als „links“ verorten, ist die Behauptung, dass eine Person oder eine bestimmte Art der Politik „rechts“ sein soll oder nicht. Es ist beinahe zu einem Mantra für diejenigen geworden, die bei Ideen oder in der Politik anderer Meinung sind, diese hassen oder sich davor fürchten, weil sie im Allgemeinen von jemanden vorgeschlagen wurden, der politisch „rechts“ ist.

Die Idee dahinter ist, dass sich die „Geschichte“ in eine bestimmte Richtung bewegt, hin zu bestimmten spezifischen Zielen und gesellschaftlichen Formen, wobei jeder Schritt im historischen Prozess eine „höhere“ und „bessere“ Stufe oder Ebene darstellt als die vorhergehenden, auf der die „Gesellschaft“ operiert hat.

Das wird auch in der populären Kennzeichnung derjenigen eingefangen, wieder die politischen Linken, die sich in ihren Ansichten und Vorschlägen für soziale Reformen und Wandel als „progressiv“ bezeichnen. Andererseits werden ihre Gegner als „reaktionär“, „konservativ“ oder als „Leugner“ einiger Facetten der Wirklichkeit deklariert. Letzteres sind diejenigen, die bestreiten, in Frage stellen oder ganz generell hinterfragen, ob der „Klimawandel“ allein, in erster Linie oder zumindest in erheblichen Maße von Menschen verursacht wird. Oder ob Amerika noch immer eine rassistischere, frauenfeindlichere oder eine allgemein gegen „soziale Gerechtigkeit“ gerichtete Gesellschaft ist oder auf dem Weg dorthin ist. Continue reading

Karl Marx‘ Missverständnisse betreffend Mensch und Märkte

von Richard M. Ebeling, am 20. Februar 2017

Karl Marx war nicht immer Kommunist, auch wenn dies seltsam klingen mag. Noch 1842, als Marx Mitte 20 war, sagte er tatsächlich, dass er jeden Versuch, ein kommunistisches System aufzubauen, ablehnte. Im Oktober 1842 wurde er Redakteur der Rheinischen Zeitung und schrieb in einem Leitartikel:

„Die Rheinische Zeitung … gibt nicht zu, dass kommunistische Ideen in ihrer jetzigen Form bloß theoretische Realität besitzen, und kann daher noch weniger ihre praktische Umsetzung begehren oder gar für möglich halten.“

1843 musste Marx aufgrund des politischen Drucks der preußischen Regierung seine Redaktion niederlegen und zog schließlich nach Paris. In Paris traf er seinen zukünftigen Mitstreiter auf Lebenszeit, Friedrich Engels (der bereits Sozialist war), und begann seine tiefere Beschäftigung mit Sozialismus und Kommunismus, was zu seiner vollständigen „Bekehrung“ zum kollektivistischen Ideal führte. Continue reading

Karl Marx, der Mann hinter der Kommunistischen Revolution

von Richard M. Ebeling, am 13. Februar 2017

Als Karl Marx im März 1883 starb, besuchte nur etwa ein Dutzend Menschen seine Beerdigung auf einem Friedhof in London, England, einschließlich der Familienangehörigen. Doch seit über einem Jahrhundert nach seinem Tod — und sogar bis heute — gibt es nur wenige Denker, deren Ideen auf verschiedene Aspekte der modernen Weltgeschichte einen ebenso großen Einfluss ausüben. Wie einige sagten, hat seit der Geburt des Christentums und dem Aufstieg des Islams keine andere Religion oder Glaubenssystem einen so weltweiten Einfluss gehabt wie der Marxismus.

Marx‘ Kritik am Kapitalismus und an der kapitalistischen Gesellschaft hat einen großen Teil des sozialen Denkens in den westlichen Ländern geprägt, was zum Wohlfahrtsstaat und zu umfangreichen Eingriffen der Regierung in wirtschaftliche Angelegenheiten führte. Und sie diente als der ideologische Banner, der die sozialistischen und kommunistischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts inspirierte — beginnend in Russland im Jahr 1917 und noch immer mit politischer Macht in Ländern wie Kuba, Nordkorea, Vietnam und China. Continue reading

Katastrophe in Rot: Der 100. Jahrestag der sozialistischen Revolution in Russland

von Richard Ebeling (The Future of Freedom Foundation), am 7. November 2017

Der 7. November 2017 markierte den 100. Jahrestag der Russischen (oder bolschewistischen) Revolution, die an diesem Tag im November 1917 stattfand, die zur kommunistischen „Diktatur des Proletariats“ führte und eine Epoche der totalitären Tyrannei und des Massenmords einleitete, sowohl in Russland als auch in jedem anderen Land, in dem der Sozialismus praktiziert wurde.

Historiker schätzen, dass im Namen des Aufbaus der kollektivistischen Utopie bis zu 150 Millionen Menschen, wenn nicht mehr — unschuldige Männer, Frauen und Kinder — getötet wurden.

Sie wurden erschossen, gefoltert und man ließ sie in Gefängniszellen, Verhörzimmern, in Arbeitslagern oder einfach nur dort, wo sie lebten, zu Tode arbeiten oder verhungern.

Der „Sozialismus in der Praxis“ schuf eine Schreckenskammer, in der das Individuum auf ein bloßes entbehrliches „Zahnrad im Getriebe“ reduziert wurde, um dem Gemeinwohl zu dienen, oder zu „Feinden des Volkes“ gemacht wurde, um als Auftakt zum Aufbau einer „hellen, schönen kommunistischen Zukunft“ eliminiert zu werden. Continue reading

Erinnerungen an das blutige Jahrhundert des Kommunismus

von Stephen Kotkin (Wall Street Journal), am 3. November 2017

In den 100 Jahren seit Lenins Putsch in Russland hat die Ideologie der Abschaffung der Märkte und des Privateigentums eine lange, mörderische Spur der Zerstörung hinterlassen

Diese Woche vor einem Jahrhundert übernahm der Kommunismus das russische Reich, den damals größten Staat der Welt. Linke Bewegungen verschiedener Art waren in der europäischen Politik lange vor der Revolution vom 25. Oktober 1917 (was im reformierten russischen Kalender zum 7. November wurde) weit verbreitet gewesen, aber Vladimir Lenin und seine Bolschewiki waren anders. Sie vertraten nicht nur fanatische Überzeugungen, sondern waren auch flexibel in ihrer Taktik — und hatten Glück mit ihren Gegnern. Continue reading

Amerikanische Studenten lieben Sozialismus (können ihn aber nicht erklären)

von Cabot Phillips, am 15. Juli 2017

Wenn man die meisten Studenten fragt, dann werden sie einem sagen, dass der Sozialismus eine wunderbare Sache ist. Nur bittet sie danach nicht, ihn zu definieren, weil ihr die gleiche Antwort erhalten werdet.

Letztes Jahr wurde eine Umfrage veröffentlicht, die zeigt, dass 53% der Amerikaner unter 35 Jahren mit dem aktuellen US-Wirtschaftssystem nicht zufrieden sind und denken, dass der Sozialismus gut für das Land sein würde. Continue reading