Hanfwandertag-Woche: Kiffer lassen sich durch laxe Polizeipraxis abspeisen

In Österreich ist Kiffen verboten, daher werden Cannabis-Konsumenten seit mehr als 50 Jahren bestraft. Seit 50 Jahren gibt es dagegen Widerstand von Ärzten, Kriminologen, Therapeuten und sogar Eltern und Lehrern.

Diesen Widerstand hat immer nur eine Minderheit geleistet. Die Mehrheit, besonders die fromme, dumpfe Landbevölkerung, ist weit weniger erleuchtet. Daran ist die Mehrheit allerdings selbst nicht schuld, weil sie über Cannabis nie etwas anderes gehört hat als den Aberglauben, den Schule und Medien verbreiten. Und was nicht in Schule und Fernsehen gesagt wird, das ist für den Massenmenschen, den Normalverbraucher, die Mehrheit, ein Geheimnis, ein Gerücht oder eine Lüge.

Im Fall der Nützlichkeit und Erbaulichkeit von Cannabis handelt es sich sogar um ein uraltes Staatsgeheimnis.

Nun gab es aber immer eine bedeutende Anzahl von Kiffern, darunter angesehene Künstler und erfolgreiche Geschäftsleute. Die schiere Anzahl würde den Strafvollzug überfordern. Weiters ist jede Anklage von Prominenten wegen Drogen eine Reklame für diese Drogen, weil sie automatisch zu einem Schauprozess führt. Außerdem waren und sind viele der Richter, Kriminalbeamte, Parlamentsbewohner und Besserungshelfer selbst Kiffer, weil die Praxis seit den 70ern in der Studentenkultur verwurzelt ist. Diese Leute wissen selbst sehr gut, dass Kiffen weder dumm noch arm macht. Leider dürfen sie wegen reaktionärer Gesetze nicht erleuchtet handeln oder urteilen, und die Gesetze können sie aus „realpolitischen“ Gründen nicht ändern, weil dies die frommen Obrigkeitsanbeter verunsichern würde, die jahrzehntelang und systematisch auf den Holzweg geführt wurden. Wehe dem Politiker, der sich auch nur für eine Lockerung der Cannabis-Gesetze stark macht!

Was tun? Die Lösung ist – wenigstens in Wien – ein fauler Kompromiss. Wo kein Kläger, da kein Richter.

Wer lang und oft genug kifft, WIRD irgendwann von der Polizei dabei gesehen. Das heißt aber nicht, dass die Polizei dann anzeigt oder auch nur einschreitet.
Ein unbeabsichtigtes Experiment hat z.B. ergeben, dass man einem Polizistenpärchen auf der Straße Cannabis-Rauch in die Gesichter blasen kann, ohne dass diese auch nur ihre Unterhaltung unterbrechen. (Nicht nachmachen; Garantie für Gelingen gibt es nicht.) Weiße Männer mit Beruf, Obdach und Leumund haben wenig zu fürchten, wenn ihnen beim Spaziergang mit Joint Polizisten über den Weg laufen. (Toi toi toi.)

In Runden von Dauerpraktikanten mangelt es nicht an Anekdoten vom Erwischtwerden und Davonkommen, eben weil die Anzeige im Ermessen der amtshandelnden Exekutivbeamten liegt, die selbst wissen, dass sie besseres zu tun haben. Auf der einen Seite wird der Masse erzählt, dass im Namen von Anstand und Volksgesundheit jeder Kiffer verfolgt würde, aber im faulen Kompromiss sieht die Angelegenheit überhaupt nicht so aus.

Eine extreme Ausformung des faulen Kompromisses sind die sogenannten „Hittn“ („Hütten“, Wien), die es seit Jahrzehnten an wechslenden Orten gibt. Es handelt sich um Lokale, in denen man nach Entrichtung eines Eintrittspreises beliebige Mengen an Hasch oder Gras kaufen kann. Die bekannteste Hittn, die Camera (vormals Camera Obscura, vormals San Remo),  ist seit mehr als zehn Jahren kein solcher Ort mehr, aber Nachfolger gibt es. Die Polizei weiß offensichtlich von der Ganja-Aktivität in ihren Hittn und toleriert Verkauf und Konsum. Offensichtlich hat die Polizei rätselhafte Abmachungen mit Wirt und Personal. Das darf aber offiziell niemand wissen, denn das würde die irregeleiteten Massen empören, und diese Massen wählen.

In anderen Worten: statt sich für Vernunft und Gerechtigkeit stark zu machen, statt Partei zu ergreifen, erschleichen sich die Richter, Kriminalbeamte, Parlamentsbewohner und Besserungshelfer die Vernunft und Gerechtigkeit lieber, denn so können sie sich davor drücken einen Riesenfehler, technisch gesehen ein sagenhaftes Verbrechen, zuzugeben. Gleichzeitig entschäft die Laxheit den Leidensdruck der begeisterten Kiffer und nimmt möglichen Aktivisten das beste Motiv zur Durchsetzung von Reformen — das Eigeninteresse. Der faule Kompromiss, dieses Gewurschtel, „funktioniert“ seit Jahrzehnten.

Mit Vernunft und Gerechtigkeit hat die Praxis nichts zu tun, daher ist sie unaufgeklärt, daher unpiratisch. Solche Mauschelei hat in einem modernen Rechtstaat nichts zu suchen und gehört sofort abgeschafft zu Gunsten einer echten de-jure Legalisierung von Cannabis.

In unserem Wiki finden sich zwei Erlebnisberichte zur Illustration dieser Erklärung, aber jeder Kiffer hat wahrscheinlich seine eigenen:

Razzia im Cannabis-Lokal 1

Razzia im Cannabis-Lokal 2

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*