13. Mai 2015, Pirate Base im 17. Wiener Gemeindebezirk. Die Programmierer-Besprechung zu Liquid für Wien Andas [sic] verlief ohne Zwischenfälle, aber auch ohne Ergebnis. Liquid ist das basisdemokratische Computerprogramm für innerparteiliche Abstimmungen der Piraten, aber darum ging es gar nicht. Warum das Treffen überhaupt unter „Liquid“ angekündigt worden war, blieb unklar. Wie die Veranstalter selbst erklärten: Zum einen ist Wien Andas [sic] nicht basisdemokratisch organisiert und braucht daher kein solches Mittel, zum anderen hatte sich Spitzenkandidatin Juli schon vor Wochen dagegen ausgesprochen.
Bei der Besprechung handelte es sich um eine Sesselkreis-Runde wie sie manche Leser vielleicht aus der Enterprise-Programmierung kennen: Zur Debatte stand ein Content-Management-System für Leute, die noch gar nichts von ihrem Glück wussten und auch nicht gefragt wurden. Ein Besprechungs-Klassiker, der in keiner größeren Firma fehlen darf, für eine Miniprozent-Partei hingegen eher unerwartet:
- Management will etwas mit Software und Computern machen, weiß aber nicht was
- Management will disziplinäre Probleme durch Software lösen; im gegenständlichen Fall soll die Software machen, dass der oberste Bündnisrat mehr am Web publiziert
- Software soll machen, dass uninteressierte Menschen sich mehr für das Gedankengut und News vom Bündnis interessieren
- welche aber ohnehin kaum vorhanden sind („…weil vorwiegend Didi Zach die Artikel für die Wienanders.at-Website schreibt“ wurde nicht dazu gesagt)
Im Gespräch war auch eine Online-Jobbörse zur Verwaltung von Manpower von Freiwilligen, da sich noch keine solche materialisiert hat, weil kaum wer für das Bündnis gratis arbeiten will. Wie eine Jobbörse Arbeitswillen erzeugen soll wurde nicht besprochen. Dieses Eingeständnis passt zum Eindruck, den andere operative Bündnisbesprechungen beim Verfasser hinterlassen haben: die Leute wollen lieber über ihre Ideen reden, was andere Leute für das Bündnis arbeiten könnten als selber was zu hackeln.
Sechs Leute waren anwesend, davon zwei bekennende Nichtprogrammierer, die nur Ideen beisteuern konnten, z.B. „irgendeine App“ oder „sowas wie ein Blog, nur strukturierter, mit Abschnitten für Sitzungsprotokolle, Ratsbeschlüsse und Termine“. Der Verfasser ist nicht sicher, ob das genannte Blog mit Sitzungsprotokollen zur Software gehört, die Anreize für bisher uninteressierte Website-Besucher schaffen soll.
Wegen der mangelnden Attraktivität der Bündnis-Inhalte und wegen Bündnis-Versagen bei Autorenschaft drehten sich viele Ideen darum, den Leuten diese spärlich gesäten, uninteressanten Inhalte per Software irgendwie aufzudrängen. Besonders die beiden anwesenden Bundesvorständer schienen von diesem Ansatz regelrecht besessen, daher waren Apps mit Push-Technologie („push“ = ungefragt aufdrängen) ein prominentes Thema.
Um die vertraute Besprechungsatmosphäre aus der Enterprise-Programmierung möglichst naturgetreu abzubilden, wurde ein „Use-Case“ aufs Flipchart gemalt. Zur Unterstützung der Illusion gab es Kekse und Mate. Wie es sich für eine anständige Enterprise-Sitzung gehört, schloss man ohne sichtbare Erkenntnisse oder Pläne. Frauen waren keine anwesend.
Zur Rubrik „Wir waren wo“. Die von Piraten und Wien Andas [sic] waren bis jetzt alle sehr fad.