Vienna.at: Wir begrüßen heute bei uns im LIVE-Interview Juliana Okropiridse, die Spitzenkandidatin von Wien Andas. Wir freuen uns, dass sie kommen konnten.
Juliana Okropiridse: Hallo. Danke für die Einladung. *lacht*
Vienna.at: Wien Andas ist ja als Zusammenschluss von 4 Parteien entstanden: KPÖ, Piratenpartei, Plattform der Unabhängigen und ECHT GRÜN. Wie wie viel von den einzelnen Parteien steckt noch in Wien Andas drinnen?
Juliana Okropiridse: Hm, da muss ich erstmal dazusagen, dass die Plattform der Unabhängigen gar keine Partei ist sondern einfach ein Zusammenschluss von Leuten, die sich rund um die Europawahl, wo wir als Europa Anders angetreten sind. Gegründet haben wir uns, halt seitdem haben sie sich immer mehr verfestigt als gemeinsame Plattform einfach für Leute, ähem … und … bei der Europawahl war ja auch noch der WANDEL dabei, der ist diesmal nicht dabei und ich denk, dass sehr sehr viel natürlich in diesem Bündnis von den einzelnen Parteien steckt, und, äh, vor allem die KPÖ und die Piratenpartei sind die Parteien, die bundesweit halt Leute haben in ganz Österreich. ECHT GRÜN ist ja nur aus einem Bezirk und ich denke wir haben halt sowohl bei der Europawahl als jetzt auch für die Wienwahl einfach eingesehen, dass wir sehr viel Überlappungen haben, rein programmlich und auch ideologisch, äh, und dass es deswegen sehr viel Sinn macht natürlich gemeinsam anzutreten, äh, die Kräfte halt irgendwie zusammenzuführen und nicht da gegeneinander zu ringen. Und ich bin nach wie vor sehr sehr froh mit der Entscheidung weil ich denke, dass es wahnsinnig gut funktioniert und glaub auch, dass es die pragmatischte und schönste und angenehmste Lösung für alle Beteiligten ist und dass die Motivation innerhalb der einzelnen Parteien und Teile dieser Plattform wieder gestiegen ist und wir immer mehr Leute dazugewinnen, die auch als unabhängige Personen, also die an keinem von dieser Dinge beteiligt sind, sich aber an Wien Andas beteiligen wollen und da einen aktiven Beitrag leisten was ich sehr sehr schön finde.
Vienna.at: Mhm. Bei der Wienwahl treten ja einige etabliertere Parteien an, sag ich jetz mal. Warum sollte man gerade Wien Andas wählen?
Juliana Okropiridse: Ja, genau aus dem Grund, würd ich sagen, ähm *lacht*, weil wir keine etablierte Partei sind sondern eben eine Plattform, ich möcht fast sagen eine Bewegung von Leuten, die was verändern wollen und eingesehen haben, dass es so wie die etablierten Parteien, „Analogparteien“ sag ich gern dazu *lacht*, das machen nicht funktionieren kann weil sich seit Jahren irgendwie da nichts oder nicht genügend tut in die richtige Richtung, deswegen haben wir eben diese Plattform, diese Bewegung ins Leben gerufen und hoffen darauf, dass sich noch viel mehr Leute uns anschließen, unsere Einstellungen teilen.
Vienna.at: Mhm. Auf den Punkt gebracht, was wären denn jetzt so die wichtigsten sagen wir mal drei Eckpunkte im Wahlprogramm bei Wien Andas?
Juliana Okropiridse: Ähm, also, unser Wahlslogan sozusagen würd ich sagen ist „Hol dir die Stadt zurück“. Es geht uns darum, dass alle Leute, die in Wien wohnen auch, die in Wien leben und auch ihren Mittelpunkt haben, auch die Stadt zur Gänze nützen können, sozusagen, wir wollen ein Wien für alle Leute, die in Wien sind und ein Wien für gleiche Rechte für alle Leute, die in Wien sind. Dazu gehören dann verschiedenen Sozialthemen, dazu gehört Wohnen, ähm, dazu gehört aber auch Kultur, dazu gehört auch Bildung, also da fließen ganz viel einzelne Punkt hinein in dieses „Wien für alle“ und ich glaub da kann man sich in jedem Themenbereich was raussuchen, was … oder das machen wir auch, uns was aus ihrem Leben raussuchen, ähm, wo was verändert gehört, damit eben … der Aufbau der Stadt und wie man die Stadt nutzen kann, ähm, für alle Leute gleich einfach möglich ist.
Vienna.at: Mhm. Bei der nächsten Frage kommen wir zu einem ganz heißen Eisen und Dauerbrennerthema, das ist das Rauchverbot in Wien. Welche Position hat Wien Andas bei dieser Debatte?
Juliana Okropiridse: Hm, dazu muss ich sagen das es noch keine offizielle Position von Wien Andas dazu gibt. Ich kann meine persönliche Meinung sagen, und die ist: Ich bin selbst Raucherin, das ich finde … das gilt jetzt nicht übers Rauchen sondern für jegliche Art von Sache, die man halt machen kann, dass man es so lange tut solange man keiner anderen Person schadet. Und ich denke es ist natürlich wissenschaftlich und *lacht* medizinisch bewiesen, dass es einer Person schadet passiv mitzurauchen, also finde ich, sollte ich als Raucherin in jedem Fall darauf aufpassen, dass ich mit meiner eigenen Sucht, würd ich jetzt mal sagen, oder mit meiner eigenen Angewohnheit, ähm, keiner anderen Person zur Last oder zum Schaden fallen, und ich find, also ich bin persönlich sehr sehr froh über verschärfte Regelungen, wie sie in den letzten Jahren eingeführt wurden in Lokalen mit klar abgetrennten Bereichen, mit Markierungen und so weiter, um Leute, die nicht rauchen wollen, um, ähm, und ich find es schade, dass es in Wien nach wie vor, so wie mit vielen anderen Dingen, dass es dann doch so Zwischenlösungen gibt, wo man durch den ganzen Raucherinnenbereich durchgehen muss, um zum Nichtraucherbereich zu kommen, oder umgekehrt, und das find ich eben schade und auch nicht gerechtfertigt und unfair gegenüber den Leuten, die nicht rauchen wollen oder für die es auch gesundheitlich ein Problem darstellt.
Vienna.at: Mhm. Also für sie ist es ein Schritt in die richtige Richtung, dass man jetzt sagt totales Rauchverbot, und …
Juliana Okropiridse: Für mich auf jeden Fall, ich war jetzt letztens in Irland und hab das eigentlich sehr genossen, dass man überall davon ausgehen kann, dass man nachher nicht nach Rauch stinkt, und obwohl ich selber Raucher bin find ich es unangenehm nach zwei Stunden in einem Beisl oder in einer Bar so zu riechen, als wär ich ein Aschenbecher, und ich kann mir halt vorstellen, dass es für Leute, die nicht selber rauchen wollen, noch viel schrecklicher ist. Aber das ist meine persönliche Meinung, dazu gibts keine offizielle Stellungnahme von Wien Andas.
Vienna.at: Rund um die Demonstrationen beim Akademikerball oder bei der PEGIDA hats ja immer wieder Ausschreitungen gegeben und dann auch die Forderung, ob man nicht solche Veranstaltungen und die dazugehörigen Demonstrationen verbieten soll. Was ist ihre Meinung dazu?
Juliana Okropiridse: Also ich finde erstens Mal es ist schwierig zu definieren, was sind denn „Ausschreitungen“? Ähm, und, und ich würd sagen in diesem Jahr, auf den NO-PEGIDA Demos auf keinen Fall und auf dem Protest gegen den Akademikerinnenball sind mir jetzt keine Ausschreitungen bekannt, und ich finde, die Forderung, dass zu verbieten, ganz ganz ganz schrecklich und ich weiß nicht, wie man das begründen soll, weil es gibt ja die Demonstrationsfreiheit und es gibt … es sollte ja zumindest eine Möglichkeit geben, gegen Dinge, die einem ganz gegen den Strich gehen, auf die Straße zu gehen, ähm, und auch sozusagen einen Schutz dafür zu bekommen, weil wenn man eine Demonstration anmeldet, dann ist es ja die Pflicht des Staates sozusagen, wenn sie die genehmigt hat, einen als Demonstrantin oder als Demonstrant zu schützen und diese Demonstration zu ermöglichen. Ähm, und auf den NOPEGIDA Protesten war ich selbst dabei und fand eigentlich, dass die sehr ruhig verlaufen sind und da is mir keine einzige körperliche Verletzung oder auch keine Randalierereien oder so aufgefallen und ich glaub da gabs auch keine Anzeigen diesbezüglich.
Vienna.at: Ja, diesbezüglich nicht, stimmt.
Juliana Okropiridse: Ja, und ich, eigentlich find ichs ganz schrecklich, dass solche Sachen wie PEGIDA halt oder auch den Akademikerinnenball noch immer gibt, das find ich ist eher der Skandal, *lacht* und nicht die Ausschreitungen von den dazugehörigen Protesten.
Vienna.at: Also die Veranstaltungen sind das Problem und nicht die Proteste, was da passiert.
Juliana Okropiridse: Genau. Diese Leute sind das Problem, die das veranstalten wollen, denk ich. Und ich find es nach wie vor sehr schön, wieviele Leute sich mobilisieren lassen, immer wieder, dann doch für solche Themen, die ihnen scheinbar wichtig sind, ähm, weil es gibt ja in Österreich nicht so eine große Demonstrationskultur, und ich finds eigentlich, ähm, ganz spannend zu sehen, dass es dann doch wieder bei solchen richtigen Knackpunkten, wie eben diesem Akademikerball, so viele Menschen gibt, die dann zeigen sie sind wirklich dagegen und sie wollen da was verändern. Und ich fände, dass wäre katastrophale Demokratie und auch den Menschenrechten gegenüber zu sagen, dass das nicht mehr erlaubt ist dagegen vorzugehen.
Vienna.at: Mhm, ganz anderes Thema: Pograpschen und Strafen bei sexueller Belästigung. Da hats ja von der SPÖ und Grünen Forderungen gegeben, dass man diese Übergriffe sanktioniert, dass ma da irgendwie andere Gesetze schafft. Wo steht Wien Andas in der Debatte da?
Juliana Okropiridse: Also uns ist es ganz ganz wichtig, wie ich von Anfang an betont hab eben, dass jeder Mensch, der eben in dieser Stadt wohnt, natürlich gehts da nicht um die Stadt, aber dafür setzen wir uns grade besonders ein, ähm, dieselben Rechte und Möglichkeiten hat, und wenn ich mich als arbeitende Frau, in welchem Job auch immer, mich darauf gefasst machen muss, dass mir irgendwer an den Arsch greifen darf und dafür nicht belangt werden kann, dann seh ich mich da nicht gleichberechtigt mit jeder anderen Person. Deswegen find ich das sehr sehr wichtig und gut, dass man da stärker dagegen vorgeht, ähm, dass es eine rechtliche Möglichkeit und Absicherung gibt für Betroffenen zu sagen: „So, das ist jetzt passiert. Ihr glaubt mir jetzt und ich bitte darum, dass die Person, die das gemacht hat an mir, ähm, dafür in irgendeiner Form bestraft wird, ähm, damit das nicht mehr wieder vorkommt.“ Und jetzt aktuell glaub ich ist erstens Mal die Möglichkeit nicht sichtbar genug, dass man das überhaupt zur Anzeige bringen kann, ich glaub, dass es sehr viele Übergriffe gibt, die nie gemeldet werden, nichtmal irgendwie da, was auch immer … Ähm, das muss auf jeden Fall sichtbarer gemacht werden, dass man da wirklich was dagegen machen kann und das es auf jeden Fall gewollt ist, dass man da sagt: „Das ist mir passiert und bitte macht was dagegen.“ Und ich glaub auch, dass derweil noch auf eine sehr österreichische Weise man sich dann als angezeigte Person oder als Täter oder Täterin rauswinden kann und mit irgendwelchen, ähm, was auch immer … *lacht*
Vienna.at: Mhm.
Juliana Okropiridse: … ähm, Schwindeleien oder, ähm, anderen Ausreden da wieder herauskommen kann und das find ich ganz ganz arg, weil jeder Mensch sollte ein Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz haben, das find ich.
Vienna.at: Mhm. Stichwort gescheiterte Wahlrechtsreform und überlaufen von Şenol Akkılıç zur SPÖ, was hätte da ihrer Meinung nach anders laufen sollen?
Juliana Okropiridse: Ähhm, also, ich glaub das ist ein Transparenzproblem gewesen wieder, also wenn von vornherein für alle Beteiligten klar gewesen wäre, was Sache ist, und was passieren wird und wie das passierend wird, dann hätte man darüber besser diskutieren können, ähm, eine bessere Entscheidung treffen können und man hätte niemanden überrumpelt und wär vielleicht auch schneller und besser zu einer Lösung gekommen, die für alle gleich gut passt.
Vienna.at: Mhm. Welche großen Baustellen sehen sie in Wien als Priorität? Wo besteht für Wien Andas dringender Handlungsbedarf?
Juliana Okropiridse: Ähm, also, als dringende Priorität sehe ich, ähm, sehe ich, hmmm, die Ignoranz der Bevölkerung gegenüber sehr vielen Themen, und ich denke, dass da sehr viele Dinge halt aufgezeigt werden müssen, damit überhaupt sich was ändern kann und damit der Handlungsbedarf eingesehen wird, da gehts in meinen Augen um die Migrationsproblematik, da gehts um das Wohnenthema, da gehts um Gleichberechtigung, also es passieren sehr viele Dinge, und sehr viele Leute haben sich irgendwie damit schon abgefunden oder denen fällt das gar nicht mal mehr auf, ähm, oder die wollen sich da ganz aus der Affaire ziehen und tun so, als würden sies nicht bemerken, ähm, und da müssen Maßnahmen gesetzt werden und gesagt werden: „So, das is so, hier, das wird verkauft als Gemeindebau, aber eigentlich stecken da SPÖ-Funktionäre dahinter, die sich da selber in die eigene Tasche das Geld schaufeln, oder, ähm, das wird als Integrationsprojekt ausgegeben, aber eigentlich ist es so, dass man da wieder trennt zwischen deutschsprachiger Bevölkerung und welche, die nicht so gut Deutsch sprechen, oder eben jetzt wieder bei dieser Sexismusdebatte, ich denke da wird auch viel zu wenig den Leuten zugehört, die betroffen sind, die was zu sagen haben, um die es wirklich geht, sondern das ist wieder so ein: Alte weiße Männer fachsimpeln da was von dem sie gar keine Ahnung haben.
Vienna.at: Mhm.
Juliana Okropiridse: Und das haben wir uns ein bisschen zur Aufgabe gemacht, da Probleme aufzuzeigen, um deutlich zu machen, wo was zu ändern ist, und welche Menschen irgendwo Probleme haben und denen wird nicht zugehört und wollen diesen Leuten eine Stimme geben, wir wollen diese Leute sprechen lassen und erzählen lassen, wo ihr Problem ist und warum sie sich in Wien nicht so wohlfühlen können, wie sie sich wohlfühlen können sollten, ähm, genau. Also aufzeigen von Problemen, damit gehandelt werden kann … Da wir nicht die totale Macht haben, alles von selbst zu verändern, aber wenn wir aufmerksam machen können auf konkrete Probleme, ähm, dann sind wir der Meinung, dass da andere Parteien nachziehen werden, und die Sachen mit uns gemeinsam in die Hand nehmen können, und vor allem ist es uns auch wichtig in der Bevölkerung Bewusstsein zu schaffen für Probleme, die da sind, weil es halt auch davon abhängt, ob man was machen kann, wenn einem bewusst gemacht wird, was da für ein Problem herrscht.
Vienna.at: Mhm. Wenn sie sich den Herrn Häupl so anschaun, wie zufrieden sind sie mit dem derzeitigen Bürgermeister Wiens?
Juliana Okropiridse: Also ich muss zuerstmal sagen, ich will jetzt nicht sagen, das ist ein Verteidiger, aber ich muss mal sagen, das ist natürlich ein, das stell ich mir einen sehr unangenehmen Job vor, weil man ist halt gerne die Person wo alle drauf hinhacken und man hat sicherlich viel zu tun, das will ich eben gar nicht abstreiten, ähm, man wird halt leicht zu einem Opfer von Gespött, aber ich find halt sowas wie diesen 22-Stunden-Arbeitstag-Sager, oder sowas, das kann man sich einfach nicht leisten, wenn man so tut, als würde man eine Stadt repräsentieren, weil, also ich finde, der wichtigste Punkt, den eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister ausmachen sollte ist eben ein Gefühl dafür zu haben, wies den Leuten geht, was die Probleme der Leute sind und was sie sich wünschen, was sich verändert, und ich hab überhaupt nicht das Gefühl, dass dieser Mensch das hat, ähm, weil der halt schon viel zu lange in diesem ganzen Politikkonstrukt da drinnen ist und ihm fehlt einfach jeglicher Bezug zur Realität, und das, denk ich, ist halt keine Eigenschaft, die eine Bürgermeisterin oder ein Bürgermeister haben darf, weil diese Person soll ja da sein, um uns zu repräsentieren, aber auch um uns also zu zeigen, wies weitergeht, und ich hab nicht das Gefühl, dass der das richtig macht.
Vienna.at: Mhm.
Juliana Okropiridse: Ja, und, wie gesagt, es gibt halt immer wieder schöne Beweise dafür, dass der wirklich so ein bisschen, ähm, den Boden unter den Füßen verloren hat, und das ist für mich halt ein No-Go in so einer Position, dass man sowas sagt, weil es gibt halt sehr viele Leute in Wien, die Lehrerinnen und Lehrer sind, und es gibt noch viel mehr Leute in Wien, die entweder Eltern von Schülerinnen, oder Schülerinnen und Schüler selbst, ähm, und diese alle Menschen zieht er da durch den Kakao indem er sagt: „Ja, die leisten ja eh nix, die Lehrkräfte, die sind ja nach Dienstag Nachmittag eh schon fertig, weil das halt überhaupt nicht der Fall ist, und ich denke, er wird das selbe auch über Kindergärtnerinnen sagen, aber scheinbar kennt er sich halt nicht aus, was die Leute so machen in seiner Stadt.
Vienna.at: Mhm. Ganz wichtiges Stadtthema auch noch: Der Umbau der Mariahilfer Straße war ja sehr umstritten im Vorfeld, wie sehen sie das jetzt nach der Fertigstellung der Mariahilfer Straße? Ist das gelungen? Ist das nicht gelungen?
Juliana Okropiridse: Also, ich bin nicht so ein Shopaholic, also ich bin nicht oft zum Einkaufen, aber ich arbeite da in der Nähe manchmal und ich find es sehr sehr angenehm jetzt, und ich kenn auch ein paar Leute, die auf der Mariahilfer Straße wohnen und ihre Büros haben, die sind alle sehr begeistert, ich bin, also ich finds ein tolles Projekt, ich find die haben das dann wirklich schön umgesetzt am Ende, ich find man merkt halt, dass die Leute, die dort sich aufhalten, das genießen, jetzt ist viel grün und so weiter, ich find, das is wirklich schön gelungen und hat eine schöne Vorreiterrolle für andere europäische Städte oder auch für den Rest von Österreich übernommen, da kann man sich viel abschaun und das übertragen auf andere Straßen, die weniger befahren werden sollen, aber das einzige, was ich daran bekritteln möchte ist halt wie das ganze im Vorfeld gelaufen ist, also ich finds überhaupt nicht okay, wieviele Gelder da allein in die Pro- und Kontra-Werbung geflossen sind, also wieviele Parteigelder und dann im Endeffekt halt Steuergelder, um da erstmal diesen Krieg davor zu führen, ob man das jetzt macht oder ob man das nicht macht und dann sich da nicht auseinandersetzen können als da ein halbes Jahr oder ein Jahr eben zu diskutieren und Gelder in irgendwelche Plakat-, Sticker- und Hausbesucherinnen-Kampagnen stecken.
Vienna.at: Mhm.
Juliana Okropiridse: Aber wie gesagt, ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, finde aber nicht die Kosten, die im Vorfeld entstanden sind, gerechtfertigt.
Vienna.at: Okay. Wir kommen jetzt zu den Fragen unserer Leser. Es sind uns ein paar Fragen geschickt worden, und zwar wollte Andreas H. gerne wissen: Jetzt, wo es Wien Andas gibt, ist die Piratenpartei endgültig Geschichte?
Juliana Okropiridse: Auf keinen Fall. Also, wir haben ja mit dieser ganzen Kooperation haben wir ja begonnen im Europawahlkampf und haben uns lange überlegt, weil ich bin ja ursprünglich selbst Teil der Piratenpartei und immer noch Mitglied, ob wir das machen sollen oder nicht, und es gab natürlich intern Streitigkeiten und Diskussionen, ob wir unsere Identität verlieren, es haben aber dann trotzdem alle eingesehen, denk ich, dass es viel Sinn macht und dass wir auch selbst viel profitieren können durch einen gemeinsamen Europawahlkampf, und jetzt haben wir eben diese Abstimmung wieder getroffen, dass wir das für die Wienwahl genauso machen. Wie ich schon am Anfang gesagt hab, bin ich wahnsinnig froh über diese Entscheidung und steh da voll und ganz dahinter, ich find es ist total schön, und ich finde, das verfolgt auch eine piratische Idee Politik zu machen, eine pragmatische Lösung zu finden, für Probleme, ähm, und die Probleme sozusagen am Kern anzupacken und nicht nur da so Statutenreitereien zu machen, wie das dann oft in kleinen Parteien dann der Fall ist, ähm, also trotzdem sind wir aber noch ein aktiver Teil der Piratenbewegung, ähm, und es tut sich auch noch was, zum Beispiel heute, unsere Piratenabgeordnete im Europaparlament, die Julia Reda, hat heute eine neue Kampagne gestartet zur Reformierung des Urheberrechts, copywrongs.eu heißt diese Seite, die ist heute gestartet worden und man sieht auf ganz Twitter, Facebook, überall, wie alle Leute das retweeten und sharen, weil das allen Leuten wichtig ist, ähm, und da sind wir natürlich ein aktiver Teil davon, jetzt haben wir wieder was zum Staatsschutzgesetz gemacht, in Österreich als Piratenpartei, ähm, und ich denke, dass wir immer noch wahrgenommen werden als eigenständige Partei, und dass auch unsere Mitglieder noch so fühlen und sich identifizieren können, ähm, und wer weiß, was nach der Wienwahl passiert, ob wir dann weiter in diesem Bündnis aktiv sind, ob wir dann wieder, sozusagen, außerhalb von Wien unsere eigenen Wege gehen, das wird sich alles zeigen, ich denke nicht, dass da alles verloren ist und ich finde es schön, dass soviele Mitglieder der österreichischen Piratenpartei sich jetzt aktiv an dem Bündnis Wien Andas beteiligen, ähm, und spür halt irgendwie auch sozusagen aus anderen Ländern, die sozusagen das Lob und auch unsere Vorbildwirkung … in Deutschland überlegt man jetzt auch ob das Sinn machen würde, sich mit anderen Parteien gemeinsam auf ein Packerl zu hauen und was zu machen. Und es gibt ja auch andere Länder, wo die Piraten schon Teil von Kooperationen war, in Tschechien zum Beispiel, und es hat immer gut funktioniert, und es ist trotzdem noch überall die Piratenpartei und wird es auch weiterhin bleiben.
Vienna.at: Mhm. Leserin Anna G. hat uns dann auch eine Frage geschickt, und zwar: Wenn man sich manche Inhalte anschaut, wirkt Wien Andas für mich wie eine Spaßpartei. Wie ernst nehmt ihr die Politik?
Juliana Okropiridse: Ja, wir nehmen Politik sehr sehr ernst, ähm, wir machen das nicht aus Spaß, sondern wir machen das, weil wirs wirklich wichtig finden. Aber es passieren halt immer wieder Dinge, die halt lachhaft sind in der richtigen Politik, und ich finde, es ist schon unser Recht uns da draufzusetzen und zu sagen: Haha, der Häupl hat doch keine Ahnung. Der denkt, nur Sekt trinken ist auch ein Job. So, und ich finde das voll ok, dass wir das manchmal auch lustig sehen, sonst verliert man auch die Motivation an so einem Projekt, denk ich. Äh, aber natürlich ist uns das alles wirklich ernsthaft und wir machen das nicht nur, weil uns so langweilig ist, ganz im Gegenteil. Wir machen das aus tiefer Überzeugung, äh, möchten unsere Aktivistinnen und Aktivisten motivieren und da gehört auch ein bisschen Spaß dazu.
Vienna.at: Ok. Wir haben das Thema Wohnen ja heute schon gehabt. Leser Thomas H. hat auch eine Frage an Sie, und zwar: Wohnen in Wien wird immer teurer. Was für Ideen haben sie da um junge Leute zu entlasten?
Juliana Okropiridse: Ähm, also das ist uns sehr wohl bewusst, dass das ein wahnsinnig wichtiges Thema ist, wohnen in Wien, und da wird ja jetzt auch so getan als würd da wahnsinnig viel gemacht werden, da werden wieder irgendwelche Bauten errichtet und so weiter, ähm – also, was ich als eines der größten Probleme sehe ist einfach, dass es ganz ganz viele Wohnungen gibt, die leerstehen, zu Spekulationsgründen, die halt freigehalten werden, weil die halt Leute besitzen und damit dann halt später mehr Geld machen wollen und das find ich geht überhaupt nicht, und wir wissen alle, dass es in Wien viele Leute gibt und dass es immer mehr werden und das wir für diese Leute Wohnungen brauchen und das es viele Leute gibt, die für sie zu teuren oder zu kleinen Wohnungen wohnen und wenn man einmal alle diese Wohnungen, da gibts auch keine offizielle Zahlen, sondern nur irgendwie so Grauziffern, freigeben würde und gesetzlich sagen würde, man kann eine Wohnung nicht länger als soundso viele Monate oder Jahre leerstehen lassen, sondern muss die halt dann, auch wenns nur temporär ist, untervermieten, ähm, könnte man schon mal einen großen Teil der Bevölkerung, die auf Wohnungssuche sind, damit abdecken. Das wär zum Beispiel einmal ein Schritt, der uns wichtig wäre, dann ist es halt auch ganz ganz wichtig eben dieses Transparenzthema, was ich vorher schon angesprochen hab, ähm, dass da mehr Transparenz herrscht über wie die Wohnpreise zustandekommen, auch darüber, was man tun kann, wenn man das Gefühl hat, man wird ungerecht behandelt, man muss mehr zahlen, als man eigentlich ursprünglich ausgemacht hat, ähm, und all diese Dinge. Also es gibt in Wien, besser als in vielen anderen Städten Möglichkeiten sich beraten zu lassen, vor allem als junger Mensch, auch vor allem als Mensch, der nach Wien zieht aus einem anderen Bundesland, da gibts viele Studierendewohnheime und so weiter, und auch für Leute, die eine Lehre machen, äh, trotzdem ist es aber so, dass halt allgemein viel zu wenig Wissen drüber herrscht, wie die Preise zustande kommen und wie man dagegen vorgehen kann, wenn man irgendwas anzustreiten hat, und da wärs besonders für junge Menschen, die zu ermutigen und zu sagen: So, du hast eh das und das und das Recht. Und du kannst eh das machen, und nur weil die eine Person gesagt hat, das geht jetzt nicht, kannst du ruhig da nocheinmal nachfragen, dann gehts vielleicht doch.
Vienna.at: Ja, ok. Wir haben da noch ein paar Fragen zu ihnen persönlich: Definieren Sie sich bitte mit drei Worten selbst mal abseits der Politik. Wie tickt Juliana Okropiridse?
Juliana Okropiridse: Ähm [unhörbar] … und unpünktlich.
[Beide lachen]
Vienna.at: Und, sie wohnen ja glaub ich im 16. Bezirk.
Juliana Okropiridse: Genau, ja.
Vienna.at: Was sind ihre Lieblingsplätze in Wien und warum?
Juliana Okropiridse: Ähm, also ich wohn wirklich schon immer im 16. Bezirk, ich bin da in dem Bezirk zweimal umgezogen, aber immer im selben Grätzel geblieben, ich wohn da am Yppenplatz, und ich find auch den Yppenplatz einen ganz ganz tollen Ort in Wien, weil das irgendwie so ein Melting Pot ist, da treffen verschiedene Kulturen aufeinander und verschiedene kulturelle Szenen, ähm, und das find ich ganz ganz … [unhörbar] … Entwicklung, die für mich in eine angenehme Richtung geht, weil es wird ein bisschen sozusagen elitisiert da grade, aber ich find den Yppenplatz wirklich wahnsinnig schön noch immer, vor allem auch wegen dem Brunnenmarkt, dann finde ich den Wilhelminenberg find ich ur toll, der ist von mir zuhause ur leicht zu erreichen, und die Jubiläumswarte, da geh ich immer hin mit Leuten, denen ich Wien zeigen möchte, das finde ich voll schön, wenn man plötzlich kurz aus der Stadt und schon steht man mitten auf einem Berg, auf einem Turm, und kann über die ganze Stadt schaun, das find ich schön. Was find ich noch? Ich find das alte AKH auch noch sehr nett.
Vienna.at: Mhm.
Juliana Okropiridse: Weil es einfach so ein schönes Beispiel ist von einer Sache, die ursprünglich einmal einen ganz anderen Nutzen hatte und jetzt sind da viele Institute, aber auch viele Kinder und junge Leute und alte Leute, die sich da irgendwie treffen, und das ist finde ich ein ganz ganz tolles Beispiel für, ähm, die … sozusagen ein Recycling von Gebäuden.
Vienna.at: Wien ist ja laut Mercer-Studie immer wieder als Stadt mit der höchsten Lebensqualität gekürt worden. Was bedeutet denn für Sie persönlich Lebensqualität in Wien?
Juliana Okropiridse: Hmm, also, das ist ja wieder wirklich dieses Jahr passiert, das gesagt wurde, Wien ist die Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Da ist halt immer die Frage, wie berechnen die das, und ich denke halt nicht, dass die da schaun, wies allen Leuten in Wien geht, sondern dass die sozusagen davon ausgehen, ähm, wie soll das jetzt für mich als mittelständige Person da auf Urlaub zu sein, also, ich find Wien ist eine total lebenswerte Stadt, und ich wär ja auch sonst schon weggezogen. *lacht* Und es gibt, ich find, Wien hat eine angenehme Größe, Wien hat, also es gibt halt einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr, es gibt die Möglichkeit, irgendwie in jedem Bezirk schnell irgendwie ins Grüne rauszukommen. Es gibt Zugang zu allen möglichen kulturellen Einrichtungen, es gibt genügend Schulen und Kindergärten, und so weiter, also es gibt halt ganz viele Vorzüge, die auch dann wahrscheinlich in diese Studie reinfließen, natürlich ist es aber trotzdem so, dass es in Wien auch sehr sehr viele Leute gibt, die diese ganzen Dinge nicht so genießen können, und das es zum Beispiel ein Viertel der Bevölkerung gar nicht an irgendeiner Wahl teilnehmen kann, und das ist halt, das sollte man auch mal einberechnen in so eine Studie, so, wieviele Leute gibts? Und es ist wirklich halt ein Viertel der Leute, 25 Prozent, die leben in Wien, aber dürfen nicht zur Wahl gehen, weil sie keine österreichischen Staatsbürgerinnen sind, ähm, und das seh ich halt überhaut nicht ein, warum man nicht mitbestimmen darf, obwohl man seinen Lebensmittelpunkt da hat und oft auch schon Jahre oder Jahrzehnte in dieser Stadt wohnt. Ähm, also wie gesagt, es gibt natürlich wahnsinnig viele tolle Dinge, die man aufzählen kann über Wien und die ich auch selber genieße und toll finde und ich empfehle auch allen Bekannten aus der ganzen Welt immer wieder nach Wien zu kommen, weils eine tolle Stadt ist, will ich auch gar nicht abstreiten, aber man darf halt nicht die Augen verschließen vor den Problemen, die es gibt, und gerade eben weil Wien so eine, äh, wie soll ich sagen, fortschrittliche Stadt ist, wär halt die Möglichkeit da in meinen Augen halt eine Vorreiterrolle zu spielen für andere europäische Städte und viele Dinge umzusetzen, die woanders noch nicht so gut funktionieren würden, um zu zeigen, dass es doch geht. Als allererstes zum Beispiel das Wahlrecht für alle die in Wien wohnen.
Vienna.at: Ja, mhm. Ahm, und die letzte Frage wär dann: Was ist denn aktuell das erhoffte Wahlziel von Wien Andas bei der Wienwahl, jetzt in Zahlen gesehen?
Juliana Okropiridse: Ähm, ja ganz klar über 5 Prozent.
Vienna.at: Mhm.
Juliana Okropiridse: Äh, die Hürde knacken, und wir hätten gerne in jedem Bezirk in Wien Personen in der Bezirksvertretung.
Vienna.at: Alles klar. Dann sag ich herzlichen Dank fürs Gespräch.
Juliana Okropiridse: Danke Ihnen.