Digitale Demenz — Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer an der DHBW Stuttgart

[www.youtube.com/watch?v=FnDEF7Aw9HI]

Review von Rüdiger Plantiko

Ein sehr lebendiger, gut nachvollziehbarer, für Laien verständlicher Vortrag über neuere  Ergebnisse der Hirnforschung.

Es ist demnach erwiesen, dass die Mediennutzung im Kindheits- und Jugendalter einen – je nach täglicher Nutzungsdauer – retardierenden bis katastrophalen Einfluss auf die Bildung von Jugendlichen hat (Bildung im weitesten Sinne verstanden als die allseitige Ausbildung der im Menschen angelegten Begabungen und Fähigkeiten).

Gedächtnisleistung, Wortschatz, Kreativität, Intelligenz, Sozialkompetenz, Lesekompetenz u.v.a.m. leiden, wenn Kinder und Jugendliche nicht über die altbewährte Dreiheit von „Herz, Hand und Hirn“ lernen, sondern die reale, körperliche, „nichtvirtuelle“ Ebene zu kurz kommt.

Der Vortrag ist mit 2h22m recht lang, aber es lohnt sich, ihn komplett anzuhören. Der dramatischste Teil ist die letzte halbe Stunde, wo es um die  gewissenlosen Empfehlungen von Politikern aller Coleur geht, ihren Kindern  – am besten schon im Babyalter – Computer und Medien nahezubringen. Da wird in staatlichen Broschüren eindringlich die „Playstation“ empfohlen, also die Firma Sony beworben (sonst hätten sie „Spielkonsole“ schreiben müssen). Egoshooter-Spiele wie „Crysis 2“ bekommen mit 50’000 € dotierte Kulturpreise.  Computerspiele sind bewusst so programmiert, dass sie mit Hilfe des sogenannten „Flow“-Erlebnisses süchtig machen. Wenn staatliche Broschüren dennoch flächendeckende Einführung von Computerspielen für Schule und Kindergarten empfehlen,  kann man das – wie Spitzer korrekt sagt – nur „anfixen“ nennen.  Wie damals die Zigarettenindustrie, so steht hinter diesen Empfehlungen von seiten der Politik offensichtlich die Medienlobby – Unternehmen, die von solchen staatlichen Massnahmen im Bildungsbereich um ein Vielfaches mehr verdienen können als je mit Privatkunden. Das alles geht auf Kosten unserer Kinder und ist eine der vielen gleichzeitig wirkenden Kräfte, die auf die Zersetzung und Zerstörung unserer Kultur und Tradition hinarbeiten.

Der neue Mensch muss gar nicht gebildet sein. Er kann ruhig ein bisschen blöde gehalten werden, das stört den etablierten politisch-medial-industriellen Komplex nicht, ja erleichtert ihm seine „Arbeit“.

Spitzers Werk ist die Fortsetzung des klassischen und in seinen Aussagen und Prognosen keineswegs überholten Werks von Neil Postman „Amuzing ourselves to death“ (in dem es noch um die TV-Kultur ging) auf die Ebene der neuen elektronischen Medien.

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