von Richard M. Ebeling, am 20. Februar 2017
Karl Marx war nicht immer Kommunist, auch wenn dies seltsam klingen mag. Noch 1842, als Marx Mitte 20 war, sagte er tatsächlich, dass er jeden Versuch, ein kommunistisches System aufzubauen, ablehnte. Im Oktober 1842 wurde er Redakteur der Rheinischen Zeitung und schrieb in einem Leitartikel:
„Die Rheinische Zeitung … gibt nicht zu, dass kommunistische Ideen in ihrer jetzigen Form bloß theoretische Realität besitzen, und kann daher noch weniger ihre praktische Umsetzung begehren oder gar für möglich halten.“
1843 musste Marx aufgrund des politischen Drucks der preußischen Regierung seine Redaktion niederlegen und zog schließlich nach Paris. In Paris traf er seinen zukünftigen Mitstreiter auf Lebenszeit, Friedrich Engels (der bereits Sozialist war), und begann seine tiefere Beschäftigung mit Sozialismus und Kommunismus, was zu seiner vollständigen „Bekehrung“ zum kollektivistischen Ideal führte.
Feuerbach und die Anbetung des vollkommenen Menschen
Aus seiner Studienzeit in Berlin hinterließen zwei deutsche Philosophen ihre Spuren auf Marx: Georg Hegel (1770 – 1831) und Ludwig Feuerbach (1804 – 1872). Von Hegel lernte Marx die Theorie der „Dialektik“ und die Idee des historischen Fortschritts zur universellen Verbesserung. Von Feuerbach übernahm Marx die Idee des „vollkommenen“ Menschen. Feuerbach hatte argumentiert, dass der Mensch kein nicht existierendes Wesen — Gott — anbeten solle, sondern sich selbst.
Die „wahre“ Religion der Zukunft sollte also die Anbetung der Menschheit sein, und dass der „vollkommene“ Mensch sich von einem Wesen, welches auf sein Eigeninteresse fokussiert und von diesem geführt wird, zu einem vollkommen altruistischen Menschen wandelt, der sich nur um die Besserung und den Dienst an der Menschheit als Ganzes und nicht nur um sich selbst kümmert.
Marx nahm Feuerbachs Vorstellung eines „vollkommenen“ Menschen auf und entwickelte das, was er als wesentliche Eigenschaften einer derart entwickelten Natur betrachtete. Es gäbe drei Elemente für einen solch vervollkommneten Menschen, argumentierte Marx:
Erstens, das Potential für ‚Autonomes Handeln‘. Dies ist eine Aktion, die ein Mann nur aus Lust oder Genuss und nicht aus Notwendigkeit ausführt. Arbeitet ein Mann an einer Schmiede, um seine Fähigkeit, Metall in eine künstlerische Form zu gießen, kreativ ausüben zu können, so ist dies eine freie oder ‚autonome Handlung‘. Aber wenn ein Mann an der Schmiede arbeitet, weil er ohne Pflug um Nahrung anzupflanzen verhungern würde, so handelt es sich um einen ‚Trieb‘ oder ‚Zwang‘.
Zweitens, das Potential für ‚gesellschaftliche Orientierung‘. Nur der Mensch, so Marx, könne sein bewusstes Handeln reflektieren und lenken, um die ‚Gemeinschaft‘ zu verbessern, dessen Teil er ist und die seine eigene Fähigkeit zur persönlichen Entwicklung nährt. Wenn der Mensch sich mit anderen nur aus Eigennutz vernetzt, verleugnet er sein wahres „soziales“ Selbst. Somit ist der Egoismus eines entwickelten Menschen ‚unwürdig‘.
Und drittens, das Potential der ‚ästhetischen Würdigung‘, wenn der Mensch Dinge nur ihretwegen selbst schätzt. Zum Beispiel die „Natur um der Natur willen“, oder die „Kunst um der Kunst willen“. Marx erklärte, dass wenn man Dinge nur aus der Perspektive heraus betrachtet, wie etwas zur Verbesserung der persönlichen Verhältnisse eines Individuums genutzt werden könnte, dies einer Entwürdigung eines „wahrhaft“ ästhetischen Wertes der Dinge entspräche.
Kapitalismus hält den Menschen von Perfektion ab
Feuerbach glaubte, dass der Mensch von sich selbst „entfremdet“ sei, wenn er sich nicht um andere kümmert. Der Wechsel von Eigeninteresse zu Altruismus war hauptsächlich ein Geisteszustand, den der Mensch selbst in sich verändern könne, so Feuerbach. Marx bestand darauf, dass das Problem der „Entfremdung“ nicht auf den „Geisteszustand“ einer Person zurückzuführen sei, sondern auf die „objektiven“ institutionellen Gegebenheiten, unter denen die Menschen lebten.
Das heißt, die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Institutionen haben den Menschen zu dem gemacht, was er ist. Verändert man die Gesellschaftsordnung, verändert man auch den Menschen. „Der Kapitalismus“, erklärte Marx, sei die Quelle der Entfremdung des Menschen von seinem „wahren“ Selbst und seinem menschlichen Potential. Wie hat sich diese „Entfremdung“ manifestiert?
Erstens gibt es das „Unterdrücken des autonomen Handelns“. Im Markt bestimmen Kräfte, die sich „außerhalb“ der Kontrolle des Einzelnen befinden, was und wie produziert wird. Der Einzelne „reagiert“ auf den Markt, er kontrolliert ihn nicht. Die Marktkräfte sind also äußere Zwänge auf den Menschen. Er reagiert auf den Markt aus „Notwendigkeit“, nicht aus freier Entscheidung.
Außerdem, um die Produktion und die Produktivität zu steigern, wird der Mensch dazu „gezwungen“, sich an Arbeitsteilung zu beteiligen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was ihn zu einem „Anhängsel“ einer Maschine macht, zu einem „Sklaven“ der Maschinen, die den „Kapitalisten“ gehören, für die er zur Arbeit „gezwungen“ wird.
Zweitens haben wir die „verminderte Orientierung an anderen“. Im Markt sieht der Einzelne andere nur als Mittel zu seinem materiellen Zweck. Er handelt mit anderen, um von den anderen das zu bekommen, was er will, um sein Eigeninteresse zu verfolgen. Arbeit gilt nicht als gemeinschaftlicher „kooperativer“ Prozess, sondern als ein antagonistisches Verhältnis zwischen dem, was der Einzelne will und dem, was der will, mit dem er handelt.
Drittens gibt es die „begrenzte ästhetische Wertschätzung“. Im Markt sehen die Menschen die Natur, Ressourcen und die Schöpfungen des Menschen nicht als Dinge an sich, die Wert besitzen, sondern als marktfähige Gegenstände — als Mittel — für persönliche Zwecke. Der Erwerb von Dingen — Besitz — wird zum primären Ziel der wirtschaftlichen Tätigkeit, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Die Befreiung des gefesselten Menschen durch den Kommunismus
Der Kommunismus würde die Arbeit durch kollektive Planung zu einer „autonomen“ Handlung machen und nicht zu einer „Zwangsmaßnahme“. Wenn die Arbeit demokratisch von den Arbeitern als Ganzes reguliert werde, so Marx, entstehe die kollektive Planung aus den Wünschen aller Mitglieder der Gesellschaft als ihre gemeinsame Wahl und Zustimmung. Sie würde bewusst geplant und gesteuert durch die Beteiligung aller Mitglieder der Gesellschaft und erzeugt so ein „anders orientiertes“ Gefühl eines „Gemeinwohls“, für das alle gearbeitet haben.
Niemand würde mehr gezwungen oder dazu genötigt, das zu tun, was ihm ein anderer während der Arbeitsteilung gesagt hat. Tatsächlich würde der Kommunismus die Menschen von der „Tyrannei“ der Spezialisierung befreien. In Marx‘ Worten, aus „Die Deutsche Ideologie“ (1845):
In der kommunistischen Gesellschaft, in der niemand einen ausschließlichen Wirkungskreis hat, aber jeder den Beruf lernen kann, den er wünscht, regelt die Gesellschaft die allgemeine Produktion und ermöglicht es mir, heute das eine und morgen das andere zu tun; Morgens zu jagen, am Nachmittag zu fischen, abends Rinder zu züchten, nach dem Abendessen kritisieren, so wie ich einen Verstand habe.
In dieser neuen kommunistischen Welt wird niemand das arbeiten müssen, was er nicht mochte oder wollte. Darüber hinaus würde die Produktion im Rahmen der kommunalen Planung eine so hohe Produktivität erreichen, dass der Arbeitstag so weit verkürzt würde, dass die Zeit des Einzelnen frei bleibt, nur das zu tun, was ihm Spaß macht.
Der Kommunismus würde auch das soziale Bewusstsein und die Orientierung auf andere stärken. Alles, was gemeinschaftlich produziert wurde, würde auf Grundlage von „Bedürfnis“ oder „Wollen“ verteilt werden, und nicht länger würde die Knappheit die Begierde des Menschen einschränken. Dadurch würde der Drang zur „Besitzgier“ und der Erwerb von „Dingen“ nachlassen und schließlich verschwinden. Egoismus würde als menschliche Eigenschaft eliminiert werden.
Andere würden nicht länger als „Konkurrenten“ für knappe Dinge, sondern als soziale Kollaborateure für das Erreichen „höherer“ Ziele von gesellschaftlicher Bedeutung angesehen werden. Altruismus würde das dominierende Merkmal des Menschen werden.
Außerdem würde der Kommunismus zu einer Blüte ästhetischer Wertschätzung führen.
Der Mensch würde nicht erschaffen, damit er seinen Lebensunterhalt verdient, sondern wegen des Vergnügens des Tuns selbst. Die Arbeit wäre keine Quelle der „Entfremdung“, sondern eine Tätigkeit, die das freie – das „autonome“ — Begehren des Menschen nach dem „Schönen“ widerspiegelt.
Der Kommunismus würde den Menschen in jeder Hinsicht befreien, sagte Marx:
Mit einer kommunistischen Organisation der Gesellschaft verschwindet die Unterordnung … des Individuums zu bestimmten Künsten, was ihn ausschließlich zum Maler, zum Bildhauer, usw. macht … In einer kommunistischen Gesellschaft gibt es keine Maler mehr, sondern nur noch Menschen, die sich neben anderen Aktivitäten mit der Malerei beschäftigen.
Mit dem Ende des Kapitalismus und der Ankunft des Kommunismus würde ein Himmel auf Erden kommen. Es würde genug von allem für alle geben. Der Mensch würde von der Arbeit zum Überleben befreit werden. Er würde von der Arbeitsteilung befreit werden. Er würde befreit werden, um dem zu folgen, was auch immer sein Herz erfreut. Mit dem Kommunismus wird der Mensch wie Gott — frei und mächtig, um zu tun, was er will.
Marx‘ Leugnung der selbst-orientierten menschlichen Natur
Ich möchte vorschlagen, dass Marx gegen die menschliche Natur und die Existenz von Knappheit protestierte — gegen die er sich auflehnte. Der Mensch kann sein individuelles „Ego“ nicht ablegen oder ihm entkommen. Wir existieren als individuelle Menschen; wir denken, wir erinnern uns, wir stellen uns etwas vor und wählen und handeln als eigenständige und einzigartige individuelle Männer und Frauen.
Unsere Erfahrungen sind unsere Erfahrungen; unsere Gedanken und Überzeugungen sind unsere Reflexionen und Ideen; unsere Urteile und Bewertungen sind unsere Einschätzungen und Einstufung von Dingen, die uns wichtig sind. Selbst wenn wir versuchen, uns in die Lage eines anderen hineinzuversetzen, um zu versuchen, die Bedeutungen, Erfahrungen und Handlungen anderer zu verstehen, dann versuchen wir es aus unserer eigenen Sichtweise und Geisteszustand, jedes interpretierendes Verständnis und jede Wertschätzung für andere zu erlangen.
Es ist die Individualität des Menschen in diesen und anderen Facetten unserer ausgeprägten Natur und unseres Charakters als bewusste, schaffende Wesen, die die einzigartigen Unterschiede und Verschiedenartigkeiten unseres Geistes als selbstorientierte Menschen ausmachen. Dies ist die Quelle für die Kreativität und die Fülle der Möglichkeiten, die sich aus dem gänzlich unterschiedlichen und differenzierten Weltbild ergeben können und ergeben haben, das von den eigenverantwortlichen und selbstständig handelnden Menschen bei der eigenen Weiterentwicklung ausgeht, da sie sich und andere, um die sie sich „selbstsüchtig“ kümmern, in einem institutionellen Rahmen friedlicher und freiwilliger Marktassoziationen am vorteilhaftesten fühlen.
Marx‘ Leugnung der Realität der Knappheit
Marx wendet sich auch gegen die Realität der Notwendigkeit, produzieren zu müssen, um konsumieren zu können, die eigene Arbeit als Mittel zu verschiedenen Zwecken betrachten zu müssen — anstelle zu glauben, dass alles, was wir wollen, uns irgendwie zur Verfügung gestellt werden wird und unsere Arbeit „frei“ sei, die zum genussvollen Selbstzweck wird.
Ebenso lehnt er sich gegen Männer auf, die sich gegenseitig als Mittel für ihre jeweiligen Ziele betrachten, die sie erreichen wollen — anstatt zwischenmenschliche Beziehungen als „Club“ zu sehen, in dem sich alle versammeln und frei verbinden, um „eine gute Zeit“ zu haben, ohne sich darum zu kümmern, wie oder wer die Dinge bereitstellt, ohne die „gute Zeiten“ nicht stattfinden.
Ebenso wenig kann er es aushalten, wenn Menschen die Natur oder vom Menschen geschaffene Gegenstände als Mittel oder Werkzeug betrachten, um die Notwendigkeiten, Annehmlichkeiten und den Luxus des Lebens zu produzieren — wobei die Zuweisung eines „Geldwerts“ an ein Haus, ein Kunstwerk oder einem Wasserfall oder eine Skulptur für Marx „entmenschlicht“ ist.
Der einzige Grund jedoch, warum solche Dinge von den Menschen in der Gesellschaft mit Wert versehen werden, ist, weil sie begehrt aber auch knapp sind, und weil auch die Mittel, die für ihre Realisierung gebraucht werden, ebenfalls knapp sind. Als Konsequenz daraus müssen wir uns entscheiden, was uns mehr oder weniger wertvoll und wichtig erscheint, denn alles, was wir uns wünschen, kann nicht gleichzeitig erfüllt werden.
Marx‘ Hass auf die Arbeitsteilung ist ein Ergebnis dieser Weltanschauung. Der Mensch wird irgendwie weniger als Ganzes gesehen, indem er sich auf eine Aufgabe spezialisiert und sowohl seine Arbeit als auch seinen Anteil an der Gesamtproduktion einer Ware verkauft, um die Erreichung von Zielen und Zwecken voranzutreiben, die er für wichtiger hält als das, was er aufgeben muss, um sie zu erreichen.
Marx‘ Missverständnis von Aktion und Wahl
Das gesamte Marx’sche Menschen-, Gesellschafts- und Glücksverständnis kann daher als Realitätsflucht begriffen werden. Das zeigt sich in Marx‘ Unterscheidung zwischen „autonomem Handeln“ und kapitalistischen „Entscheidungen“.
Tatsächlich ist „Handeln“ nichts anderes als eine Entscheidung, die sich manifestiert hat: Wir unternehmen erst dann Handlungsweisen, wenn wir entschieden haben, was wir tun wollen, d.h. welche der uns zur Verfügung stehenden Alternativen wir umsetzen wollen, und was wir uns für morgen oder für irgendwann aufheben, weil nicht alles, was wir uns wünschen, aufgrund der Zwänge der Natur und der Existenz anderer Menschen zu haben ist.
Marx spricht von Menschen, die morgens fischen und nachmittags jagen — heißt das nicht, dass die Zeit dieser Person knapp ist? Ist er nicht „frustriert“, dass er nicht beides gleichzeitig tun kann, oder an zwei Orten zugleich sein kann?
Wenn jeder Mensch „autonom frei“ sein soll, um zu jagen und zu fischen, wann und in welchem Umfang er will, was geschieht dann, wenn die Mitglieder der Gemeinschaft die Waldtiere oder die Fische so schnell fangen und töten wollen, dass sie vom Aussterben bedroht sind? Oder was passiert, wenn die Leute alle am gleichen Ort des Flussufers fischen wollen, oder wenn sie alle beim Jagen die gleiche „Deckung“ benutzen wollen?
Marx könnte sagen, dass eine „gesellschaftliche Orientierung“ aller Beteiligten zu einer Art „Kompromiss unter Genossen“ führen würde. Aber ist das nicht auch nur ein anderes Wort für „gegenseitige Vereinbarungen“, „Abwägungen“ und „Tausch“ bezüglich der Nutzung und Entsorgung knapper Ressourcen — die Disposition der gemeinschaftlichen Eigentumsrechte unter den Mitgliedern der Gesellschaft?
Aber es existiert keine Gewissheit, dass alle Mitglieder einer solchen Gesellschaft die gemeinsam vereinbarten Ergebnisse immer mögen werden, wobei einige von ihnen sich selbst als „ausgebeutet“ zum Nutzen anderer betrachten, die sie überstimmt haben. Und deshalb können sie auch im kommenden kommunistischen Paradies von ihren Mitmenschen und der Natur „entfremdet“ werden.
Auch kann es nicht einfach Kunst um der Kunst willen oder die Natur um der Natur willen geben.
Die Ressourcen für Kunst und Geschenke der Natur (es sei denn, sie wird kultiviert, um sie zu erweitern) sind immer begrenzt. Die Nutzung von Wäldern zur primitiven Betrachtung im Gegensatz zu industrieller Nutzung und Wohnen wäre in der magischen kommunistischen Gesellschaft von Marx noch immer notwendig. Und sicherlich wird nicht jeder in dieser schönen kommunistischen Gesellschaft die Entscheidungen begrüßen, die eine Mehrheit in der glückseligen gesellschaftlichen Gemeinschaft über solche Dinge trifft.
Die Farbe für die Palette des Malers ist nicht unbegrenzt verfügbar, so dass einige Kunstwerke in Vergessenheit geraten, damit andere Kunstwerke verfolgt werden können; oder die Zutaten für die Herstellung von Farben werden für andere Dinge verwendet. Davon auszugehen, dass Menschen nie darüber streiten würden, wie man diese Sachen verteilen könnte, entspricht der Flucht in ein komplettes Fantasieland.
Außerdem ist es eine physische und psychologische Tatsache, dass sich Menschen in ihren relativen Fähigkeiten und Neigungen in Bezug auf die verschiedenen Aufgaben unterscheiden, die erfüllt werden müssen. Es ist eine physische und psychologische Tatsache, dass Männer tendenziell produktiver sind, wenn sie sich auf ein kleines Aufgabenspektrum spezialisieren, als wenn sie versuchen, „Alleskönner“ zu sein.
Die Arbeitsteilung steigert somit sowohl die Produktivität als auch die Gesamtproduktion einer Gemeinschaft von Männern; der Lebensstandard steigt, die Freizeit kann ausgeweitet werden und die Vielfalt und Qualität der produzierten Güter wird erhöht.
Tatsächlich war es der Kapitalismus des freien Marktes, der die Menschheit in den letzten 200 Jahren mit dem Füllhorn versorgt hat, wo immer eine ziemlich freie Hand für eigennütziges individuelles Handeln zur Verfolgung des Profits in assoziativen Spezialisierungsbeziehungen, die auf der friedlichen Nutzung von Privateigentum basieren, bestanden hat.
Der Kapitalismus ist der große Befreier von immer mehr Menschen aus Armut, Not und Sorge. Er hat die Menschen von der Not und der Plackerei oft lebensbedrohlicher Arbeitsformen befreit. Der freie Markt hat die Arbeitsstunden verkürzt, die notwendig sind, um materiellen und kulturellen Komfort für eine wachsende Zahl von Menschen zu schaffen, und hat längere, gesündere Leben und mehr Freizeit zur Verfügung gestellt, damit die Menschen den Reichtum genießen können, den die wirtschaftliche Freiheit ermöglicht hat.
Die „Umkehr der Entfremdung“ des Menschen von seinem alltäglichen Dasein, in dem Sinne, in dem Marx darüber gesprochen hat, ist ebenfalls tatsächlich durch die Errungenschaften des Kapitalismus zustande gekommen. Der freie Markt befreit die Menschen mehr und mehr von den Sorgen des bloßen Überlebens und des Lebensunterhalts durch die Kapitalakkumulation und die gewinnorientierte Produktion, die die Produktivität all derer, die arbeiten, erhöht und das Angebot an nützlichen Gütern und Dienstleistungen erweitert hat, und der freie Markt hat es den Menschen ermöglicht, die Mittel zu haben, um mehr von den Genüssen und Bedeutungen des Lebens als Selbstzweck zu verwirklichen.
Der Vorteil des marktwirtschaftlichen Systems besteht auch darin, dass nicht alle Mitglieder der Gesellschaft sich auf eine gemeinsame Hierarchie von Zielen, Zwecken und Werten einigen müssen, wie der österreichische Ökonom F.A. Hayek und andere hervorgehoben haben. Jeder Einzelne ist unter dem konkurrierenden Kapitalismus frei, seine eigenen Ziele auszuwählen und zu verfolgen und das Glück auf seine eigene Weise zu suchen. Die gegenseitige Nutzung als freiwillige Mittel zu ihrem jeweiligen Zweck auf dem Gebiet des friedlichen Marktaustauschs ermöglicht eine viel größere Vielfalt von Ergebnissen, die die Unterschiede zwischen den Menschen widerspiegeln, als wenn ein zentraler Plan im Namen des Interessen einer kollektivistischen Gemeinschaft als Ganzes allen aufgezwungen werden muss.
Marx‘ Realitätsflucht hingegen war der Wunsch, alles zu haben, was Kapitalismus, Arbeitsteilung und der Austausch mit Konkurrenten hervorbringen können, aber ohne die Kosten für Arbeit, Disziplin, Spezialisierung und die Auswahl unter Alternativen. Es ist wie der Schrei eines Kindes, das sich weigert, die Tatsache zu akzeptieren, dass es nicht alles haben kann was es will, genau jetzt und hier. Und stattdessen erwartet es von jemanden oder etwas, es ihm und allen anderen Kindern irgendwie in einem seligen Märchenland materieller Fülle bereitzustellen.