Karl Marx und die Vermutung einer „richtigen Seite“ der Geschichte

von Richard M. Ebeling, am 5. Juni 2017

Eine der gebräuchlichsten Phrasen, die man von jenen hört, die sich selbst als „links“ verorten, ist die Behauptung, dass eine Person oder eine bestimmte Art der Politik „rechts“ sein soll oder nicht. Es ist beinahe zu einem Mantra für diejenigen geworden, die bei Ideen oder in der Politik anderer Meinung sind, diese hassen oder sich davor fürchten, weil sie im Allgemeinen von jemanden vorgeschlagen wurden, der politisch „rechts“ ist.

Die Idee dahinter ist, dass sich die „Geschichte“ in eine bestimmte Richtung bewegt, hin zu bestimmten spezifischen Zielen und gesellschaftlichen Formen, wobei jeder Schritt im historischen Prozess eine „höhere“ und „bessere“ Stufe oder Ebene darstellt als die vorhergehenden, auf der die „Gesellschaft“ operiert hat.

Das wird auch in der populären Kennzeichnung derjenigen eingefangen, wieder die politischen Linken, die sich in ihren Ansichten und Vorschlägen für soziale Reformen und Wandel als „progressiv“ bezeichnen. Andererseits werden ihre Gegner als „reaktionär“, „konservativ“ oder als „Leugner“ einiger Facetten der Wirklichkeit deklariert. Letzteres sind diejenigen, die bestreiten, in Frage stellen oder ganz generell hinterfragen, ob der „Klimawandel“ allein, in erster Linie oder zumindest in erheblichen Maße von Menschen verursacht wird. Oder ob Amerika noch immer eine rassistischere, frauenfeindlichere oder eine allgemein gegen „soziale Gerechtigkeit“ gerichtete Gesellschaft ist oder auf dem Weg dorthin ist.

Diese Haltung und Sprache wurde durch die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten noch verschärft, aber es ist seit langem ein ideologisches und sprachliches Konzept der politischen Spaltungen in Amerika und anderen Orten der Welt. Wie bei vielen Dingen der politischen Linken stammt sie aus dem 19. Jahrhundert und dem „Wissenschaftssozialismus“ des Karl Marx (1818 – 1883).

Viele der Sozialisten, die vor Marx lebten oder dessen Zeitgenossen waren, glaubten, dass die Menschheit durch Vernunft, Willenskraft und der Änderung des Bewusstseins in eine neue und bessere sozialistische Regelung menschlicher Assoziation umgewandelt werden könnte. Marx lehnte diese Menschen ab und nannte sie „utopische Sozialisten“. Sie waren „utopisch“, also unrealistische Fantasiegläubige, nicht, weil sie eine glänzende und schöne sozialistische Zukunft für die Menschheit wollten, sondern weil sie dachten, dass es in der Fähigkeit des Menschen liegt, etwas durch reines „Wollen“ zu erschaffen.

Hegel und die Dialektik der menschlichen Vollkommenheit

Marx hatte die historistische Philosophie von Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) in den Jahren kurz nach dessen Tod aufgesogen, als er eine Zeitlang an der Universität Berlin studiert hatte. Hegel hatte erklärt, dass die Menschheitsgeschichte einer Besserung und Reinigung folgte.

Hegel glaubte, dass die gesamte Geschichte von einem Zweck geleitet wurde, ein Entwurf, für den alles, was im Laufe der Jahrhunderte geschah, wesentliche Glieder in der Kette der historischen Erfüllung dieses Zwecks waren. Das Endziel war „Freiheit“, definiert als das Reine, das Perfekte, das „Gute“ als Idee und Ideal. Die gesamte Geschichte stellt die Schritte dar — die logischen Schritte — für die Vervollkommnung der reinen Idee des „perfekten Verstandes“, des „Weltgeistes“, des „Guten“.

Der Prozess dieser Entwicklung geschah durch die „Dialektik“. Hegels besondere Anwendung war die Behauptung, dass Wahrheit durch den Konflikt der Gegensätze erreicht sei.

So entstand der Begriff der These, Anti-These und Synthese. Die „Dialektik“ kommt von den Griechen — das heißt debattieren oder diskutieren — die Idee, dass durch den Konflikt von Positionen und Ansichten die Wahrheit erreicht wird.

Eine These bestätigt eine Position oder Aussage; die Anti-These leugnet oder „negiert“ sie; die Synthese umfasst das, was bei beiden zutrifft und bringt den Prozess der Vervollkommnung der Idee einen Schritt näher. Aber dann wird die resultierende Synthese untersucht und als fehlerhaft befunden; so entsteht eine neue Anti-These, die ihr entgegengesetzt ist und die Voraussetzungen für eine neue Synthese schafft; und der Prozess beginnt von neuem. Dies geht so lange weiter, bis die „reine“ oder „vollkommene“ Idee, oder die „Wahrheit“, erreicht ist und die Geschichte als Geschichte der Vervollkommnung der reinen Idee erreicht ist.

Die Hegel’sche Dialektik kennt drei „Grundsätze“:

Das Gesetz der Transformation. Veränderungen treten inkrementell auf, bis schließlich ein Punkt erreicht ist, an dem sich die Mutation von quantitativen Verschiebungen zur qualitativen Transformation ändert. Daher kommt es zu einem „Sprung“ oder einer „Revolution“ der Ideen.

Das Gesetz der Einheit der Gegensätze. Eine Idee oder Position impliziert ihr Gegenteil. Das heißt, jedes „Positive“ impliziert und erfordert seine „negative“ Reflexion für seine volle Existenz. Sie bedingen sich gegenseitig, und so sind Gegensätze in einer Einheit verbunden.

Das Gesetz der Negation der Negation. Dies bedeutet, dass These, Anti-These und Synthese Phasen einer historischen Entwicklung sind. Die Synthese einer vorangegangenen These und Anti-These wird „negiert“ oder von einer neuen Anti-These umgekehrt. Dies geht so lange weiter, bis die endgültige Synthese die Perfektion darstellt, gegen die keine neue Anti-These vorstellbar oder konstruierbar ist.

So durchläuft der historische Konflikt der unausweichlich miteinander verbundenen Ideen bis zum Ende des historischen Prozesses fortschreitender Perfektionsphasen. „Geschichte „endet als die Evolution der Ideen zur reinen Vollkommenheit.

Marx und die Dialektik der materiellen Produktionsmittel

Marx und sein Freund und langjähriger Mitarbeiter, Friedrich Engels (1820 – 1895), akzeptierten vorbehaltlos Hegels Formulierung des dialektischen Prozesses. Sie lehnten dabei aber ab, dass es sich um einen dialektischen Prozess von Ideen handele. Anstatt Ideen, die Aktionen, Überzeugungen und Lebensweisen bestimmten, argumentierten sie, dass es die Produktionsweisen und die materiellen Lebensbedingungen waren, die Ideen, Überzeugungen und Gedanken bestimmten.

Wie es Marx und Engels in „Die Deutsche Ideologie“ (1846) ausdrückten:

„Was [Individuen] ausmacht … deckt sich mit ihrer Produktion, sowohl was sie produzieren und wie sie es produzieren. Die Natur des Individuums hängt also von den materiellen Bedingungen ab, die seine Produktion bestimmen …“

„Die Produktion von Ideen, von Vorstellungen, von Bewusstsein, ist … direkt mit der materiellen Aktivität und dem materiellen Umgang der Menschen verwoben …“

Die Produktionsweisen von Materie bestimmen die Bilder und Konzepte im menschlichen Geist. Die gesamte Geschichte, die Gesellschaftsordnung, die kulturellen Kräfte, die ökonomischen institutionellen Formen sind Dinge, die entstehen, Gestalt annehmen und durch die Evolution der materiellen Produktionsweisen wieder und wieder transformiert werden.

Alles andere ist Illusion, ein Teil des „Überbaus“ der Gesellschaft zu jedem Zeitpunkt der Geschichte, der dazu bestimmt ist, die technologischen und produktiven Transformationspotentiale der physischen Produktionsmittel, die sich auf jener Bahn befinden, die zum Sozialismus und zum Kommunismus führen wird, getrennt und unabhängig von den Wünschen und vom Willen der gewöhnlichen Menschen, die in den Strom der Dialektik der menschlichen Geschichte gefangen sind, zu ermöglichen.

Marx sagte in seinem „Vorwort zur Kritik der Politischen Ökonomie“ (1859) etwas, was oft als prägnanteste (wenn auch nicht unbedingt klarste) Aussage seiner Philosophie der menschlichen Geschichtsentwicklung gilt:

In der sozialen Produktion ihres Lebens treten die Menschen in feste, unabdingbare und von ihrem Willen abhängige Produktionsverhältnisse ein, die einem bestimmten Entwicklungsstand ihrer materiellen Produktionskräfte entsprechen.

Die Summe dieser Produktionsbeziehungen bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die eigentliche Grundlage, auf der sich ein rechtlicher und politischer Überbau erhebt und die bestimmten Formen des sozialen Bewusstseins entspricht.

Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den gesellschaftlichen, politischen und intellektuellen Lebensprozess im Allgemeinen. Nicht das Bewusstsein der Menschen bestimmt ihr Sein, sondern im Gegenteil ihr soziales Sein bestimmt ihr Bewusstsein.

In einem bestimmten Entwicklungsstadium geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Konflikt mit den bestehenden Produktionsverhältnissen oder — was nur ein juristischer Ausdruck für das Gleiche ist — mit den Eigentumsverhältnissen, in denen sie bisher tätig waren.

Aus den Formen der Entwicklung der Produktivkräfte werden diese Beziehungen zu ihren Fesseln. Dann beginnt eine Epoche der sozialen Revolution. Mit dem Wechsel der wirtschaftlichen Grundlagen wird der gesamte immense Überbau mehr oder weniger schnell transformiert …

Keine Gesellschaftsordnung geht jemals zugrunde, bevor nicht alle produktiven Kräften, für die es Raum in ihr gibt, sich entwickelt haben; und die neuen höheren Produktionsverhältnisse treten nie auf, bevor die materiellen Bedinungen ihrer Existenz im Mutterleib der alten Gesellschaft selbst herangereift sind …

Asiatische, antike, feudale und moderne bürgerliche Produktionsweisen lassen sich in groben Zügen als fortschrittliche Epochen der wirtschaftlichen Gesellschaftsbildung bezeichnen. Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des sozialen Produktionsprozesses — antagonistisch nicht im Sinne des individuellen Antagonismus, sondern eines aus den sozialen Lebensbedinungen der Individuen resultierenden; gleichzeitig schaffen die produktiven Kräfte, die sich im Mutterleib der bürgerlichen Gesellschaft entwickeln, die materiellen Voraussetzungen für die Lösung dieses Antagonismus.

Die Entstehung der Gesellschaft schließt damit die Vorgeschichte der Menschheit.

Marx‘ Auffassung des „Klassenkampfs“

Dies führt uns nun zu Marx‘ Theorie des historischen Wandels, wodurch die „Gesetze der Geschichte“ die Gesellschaft vom Kapitalismus zum Sozialismus führen. Im Kommunistischen Manifest (1848) erklären Marx und Engels: „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte der Klassenkämpfe.“ Wie und warum entstehen in Konflikt stehende „soziale Klassen“ und übernehmen die antagonistischen Rollen, die Marx und Engels behaupteten?

Eine klare Erklärung findet sich in ihrem Werk „Die Deutsche Ideologie“ (1846). Die sozialen Klassen entstehen innerhalb und außerhalb der Entwicklung der Produktionsweisen. Als die Menschen in primitiven, kleinen, gemeinschaftlichen Gruppen lebten, war die Produktion einfach und ungeteilt unter den rudimentären Aufgaben des Überlebens. Klassenunterschiede entstanden mit der Entwicklung der Arbeitsteilung. Es entstand eine Trennung von Industrie und Landwirtschaft, von „Stadt“ und „Land“ und ein „Interessenskonflikt zwischen ihnen“ hat sich entwickelt.

Arbeitsteilung bedeutete Eigentumsteilung, und Eigentumsteilung an den Produktionsmitteln, so Marx, bedeutete die Teilung der Gesellschaft in antagonistische soziale „Klassen“. Nach Marx‘ Einschätzung hat die Gesellschaft eine Reihe von ökonomischen Organisationsformen durchlaufen: Stammesbesitz; Sklaverei; Feudalismus und Kapitalismus.

Der Kapitalismus wird durch den Sozialismus ersetzt, und der Sozialismus soll die Übergangsphase zum Kommunismus sein (die Endphase der menschlichen gesellschaftlichen Entwicklung).

Das entscheidende Element in Marx‘ Denken über die soziale Entwicklung besteht darin, dass die technologischen Fähigkeiten der physischen Produktionsmittel in ihnen eine Reihe notwendiger Beziehungen zwischen sich selbst und der Arbeit enthalten, wenn sie ihr volles produktives Potential erreichen sollen. Mit anderen Worten, die angemessenen sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen für jene physischen Produktionsmittel, um ihre volle optimale Produktionseffizienz zu nutzen, werden durch die existierende Technologie bestimmt.

In „Die Armut der Philosophie“ (1847) erklärte Marx:

„Die sozialen Beziehungen sind eng mit den produktiven Kräften verbunden. Durch den Erwerb neuer Produktionskräfte ändern die Menschen ihre Produktionsweise, durch den Wechsel ihrer Produktionsweise, durch den Wandel ihres Lebensunterhaltes verändern sie ihre gesamten sozialen Beziehungen. Die Handmühle führt zu einer Gesellschaft mit einem Feudalherren. Die Dampfmühle zu einer Gesellschaft mit dem industriellen Kapitalisten.“

In jeder historischen Periode entwickeln sich soziale Beziehungen zu solchen, die notwendig sind, damit die produktiven Mittel in vollem Umfang genutzt werden können. Aber gegen diese produktiven Mittel entstehen neue und produktivere technologische Produktionsmethoden. Diese neuen Produktionsweisen werden in die bestehenden Eigentums- und Klassenverhältnisse aufgenommen, sind aber im Laufe der Zeit mit diesen neuen Produktionsweisen unvereinbar, wenn sie ihrerseits voll ausgeschöpft werden sollen. Es entsteht schließlich eine Krise, die zum Sturz der bestehenden Produktions- und Eigentumsverhältnisse führt, wobei die neuen sozialen Beziehungen diejenigen sind, die mit der Entwicklung der neuen Produktionsweisen vereinbar sind.

Der Zyklus wiederholt sich: einer These (die bestehenden Produktionsmodi mit ihren begleitenden Eigentums- und Klassenbeziehungen); wird eine Anti-These (neue Produktionsweisen widersprechen den bestehenden Eigentums- und Klassenbeziehungen) gegenübergestellt; was eine Soziale Revolution zur Folge hat, die zu einer Synthese führt (eine neue Reihe von Eigentums- und Klassenbeziehungen, die mit den neuen, überlegeneren Produktionsmodi übereinstimmt).

Die „Geschichte“ führt die Menschheit vom Kapitalismus zum Sozialismus

Ungeachtet der historischen Analyse, die auf der Grundlage von Marx‘ dialektischem Materialismus konstruiert wird, liegt die überragende Bedeutung der Theorie für Marx selbst in der Analyse seiner eigenen zeitgenössischen kapitalistischen Gesellschaft. Marx sah sich vor allem als soziologischer und ökonomischer Analytiker der kapitalistischen Epoche, in der er lebte.

Einerseits betrachtete Marx den Kapitalismus als den wunderbaren Motor des Fortschritts, der Produktivität und der Verbesserung. Wie er und Engels im Kommunistischen Manifest (1848) erklärten:

„Die Bourgeoisie hat während ihrer knapp einhundertjährigen Herrschaft massivere und kolossalere Produktivkräfte geschaffen als alle vorangegangenen Generationen zusammen.“

„Die Unterwerfung der Naturkräfte unter den Menschen, unter Maschinen, die Anwendung der Chemie in Industrie und Landwirtschaft, die Dampfschifffahrt, Eisenbahnen, elektrische Telegraphen, die Rodung ganzer Kontinente für den Anbau, die Kanalisierung von Flüssen, ganze Populationen, die aus dem Boden gezaubert wurden — welches frühere Jahrhundert hatte überhaupt nur die geringste Ahnung, dass solch produktiven Kräfte im Schoß der Sozialarbeit schlummerten?“

Aber für Marx ist der Erfolg des Kapitalismus selbst, seine Brillanz in der „Entfesselung“ der Kräfte der Entwicklung der Produktionsmittel, die Voraussetzung für seinen eigenen Untergang. Marx‘ Erklärung für diesen Untergang basierte auf drei „Gesetzen“, von denen er glaubte, dass sie das Ende des Kapitalismus und den Beginn des Sozialismus zur Folge haben würden.

Das „Gesetz der kapitalistischen Akkumulation“

Marx argumentierte, dass die Kraft des Marktwettbewerbs Kapitalisten dazu veranlassen würde, ihre Investitionen in arbeitssparende Maschinen und Technologien zu erhöhen, um die Produktionskosten im Vergleich zu ihren Konkurrenten bei der Vermarktung von Fertigprodukten zu senken.

Aber da die Quelle des kapitalistischen Profits der „Mehrwert“ (der Betrag, den der Arbeitgeber über das hinaus behält, was er den Arbeitern bezahlt) ist, wird mehr Arbeit durch Kapital ersetzt, je kleiner der Fonds, aus dem Gewinne gezogen werden könnten. Die Kapitalakkumulation führt also zu einer sinkenden Gewinnrate. Aber eine sinkende Profitrate wirkt als Anreiz für Kapitalisten, in noch mehr arbeitssparendes, höheres Produktionskapital zu investieren. Aber wieder verringert sich dadurch der Vorrat an überschüssigem Produkt („Wert“), aus dem Gewinne abgeleitet werden; und derselbe Zyklus beginnt von neuem.

Das „Gesetz der Kapitalkonzentration“

Je härter der Wettbewerb unter dem Druck von Kapitalinvestitionen wird, desto mehr werden einzelne Kapitalisten in die Ecke gedrängt und aus dem Geschäft vertrieben. Dadurch geht das Eigentum an den Produktionsmitteln in immer weniger Hände über.

Diejenigen, die früher „Kapitalisten“ waren, werden in die „Klasse der Lohnempfänger“ getrieben, und damit wächst die Zahl der „Proletarier“ (Arbeiter ohne Eigentum). Die Gesellschaft wird immer drastischer in zwei klar definierte „Klassen“ aufgeteilt: Eine immer kleinere Zahl von Kapitalisten der „herrschenden Klasse“ und eine wachsende Zahl von Mitgliedern der „Arbeiterklasse“.

Die Gesellschaft wird mit jedem Tag mehr und mehr polarisiert, und es wird allen immer klarer, dass „einige wenige“ „Privilegien“ besitzen, während „die vielen“ unter dieser „Ausbeutung“ leiden und sich abmühen.

Das „Gesetz des zunehmenden Elends“

Die Substitution des Kapitals durch Arbeit wirft immer mehr Arbeiter in das, was Marx die „Reservearmee“ der Arbeitslosen nannte, da weniger Arbeitsplätze für Arbeiter übrig blieben, da Maschinen mehr von der Arbeit erledigen.

Der Druck einer wachsenden „Armee“ von Arbeitslosen hält die Löhne niedrig, denn wenn ein Arbeiter nach einem höheren Lohn fragt, gibt es viele Arbeitslose, die bereit sind, seinen Platz einzunehmen, wobei es ganz egal ist, was der kapitalistische Arbeitgeber zu zahlen bereit ist.

Marx war auch davon überzeugt, dass die Massenproduktion die von jedem Arbeiter geforderten Fähigkeiten verringert. Daher wurde der Wert eines jeden Arbeiters auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Lohns gesenkt, da „Arbeit“ zunehmend auf eine einzige homogene Art von Arbeitsfähigkeit reduziert wurde. Der Lebensstandard der „proletarischen“ Arbeiterklasse würde immer weiter sinken, während die menschliche Verfassung in der kapitalistischen Gesellschaft immer weiter abnehmen würde, für die große Masse der Mitglieder der Gesellschaft.

Wirtschaftskrisen und das Ende des Kapitalismus

Kapitalinvestitionen erweitern die Fähigkeit, immer größere Mengen an Gütern zu produzieren, aber niedrige Löhne und steigende (permanente) Arbeitslosigkeit stellen für die Kapitalisten ein Hindernis dar, Konsumenten für alles, was sie produzieren, zu finden.

Es entsteht das, was Marx als Ursache des „Konjunkturzyklus“ ansieht, aufgrund von Unterverbrauch im Verhältnis zur Produktionskapazität des kapitalistischen Systems. Dies verstärkt die Eigentumskonzentration, da in der Depressionsphase des Konjunkturzyklus Geschäftsleute aus dem Markt gedrängt werden. Die stärkeren Kapitalisten übernehmen sie, und die Klassenbeziehungen werden noch deutlicher sichtbar.

Die Arbeiter mit „erhöhtem Bewusstsein“ und die sozialistische Revolution

Schließlich erreicht die Gesellschaft einen Krisenpunkt, an dem sich die Arbeiter der „wahren“ Klassenbeziehungen in der Gesellschaft voll bewusst werden. In Elend und Verzweiflung stürzen die Arbeiter die Kapitalisten durch gewaltsame Revolution.

Die Aufgabe wurde erleichtert, weil die Zahl der zu stürzenden Kapitalisten ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung ist (aufgrund der Konzentration des Eigentums). Sogar einige der verbliebenen „Bourgeoisie“, die das Geschehen und ihr eigenes Schicksal, schließlich selbst Proletarier zu werden, durch die Auswirkungen des kapitalistischen Wettbewerbs und der Eigentumskonzentration sehen, „gehen“ auf die Seite der „Arbeiter“, um das kapitalistische System zu stürzen.

An diesem Punkt kommt die sozialistische Revolution. In wahrhaft hegelianischen Begriffen kommt es zu einem transformativen Bruch mit dem institutionellen Sturz des kapitalistischen Systems und dem Anbruch der sozialistischen Ordnung der menschlichen Gesellschaft, die schließlich zum kommunistischen Paradies auf Erden führen wird, wo es keine Knappheit mehr gibt.

Auf der „falschen Seite der Geschichte“ zu stehen, bedeutet daher, sich den unausweichlichen, unwiderstehlichen und irreversiblen „Gesetzen“ der gesellschaftlichen Entwicklung zu widersetzen, die außerhalb und unabhängig von allem sind, was die bloßen Sterblichen wünschen oder wollen. Es geht darum, die Menschen in einem früheren Stadium sozialer Ungerechtigkeit und materieller Ungleichheit zu halten, zum Nutzen einiger weniger — das „eine Prozent“ — die ihr System der Ausbeutung und des Missbrauchs gegen die Masse der Menschheit aufrechterhalten wollen.

Aber ist irgendwas davon wahr? Wird die Menschheit auf einer historischen Reise der sozialen Evolution von Kräften außerhalb ihrer selbst und der Individuen, aus denen die Menschheit besteht, mitgenommen? Ist dies die Art und Weise, wie kapitalistische oder marktorientierte Gesellschaften in den letzten knapp 200 Jahren vorgegangen sind? Gibt es also eine „richtige“ oder „falsche“ Seite der Geschichte in der Art und Weise, wie es die „Linken“ anscheinend vermuten und dazu benutzen, ihren Gegnern vor den Kopf zu schlagen? Das sind die Fragen, auf die wir uns jetzt konzentrieren müssen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*