Wir waren wo/Hanfwandertag-Woche: Für Senoritas bei der Polizei

Update 13. Juli: Das hier geschilderte Erlebnis ist möglicherweise nicht typisch für die Wiener Polizei. Eine viel erfreulichere Schilderung findet sich hier: Neuer Suchtgift-Hotspot: Taborstraße 37

Dieser Verfasser spricht in seinen Hanf-Artikeln gerne zu seinen geliebten Lesern, die aber keine langen Erklärungen brauchen, dass Cannabis gesund und interessant ist und in jeder Republik legalisiert gehört. Wer diesen Blog liest ist vermutlich schon bekehrt. Für die Zukunft wünscht sich der Verfasser darüber hinaus echte Überzeugungsarbeit, den Cannabis-Dialog mit der reaktionären, unwissenden, irregeleiteten Masse von Neid-auf-Schneid-Opfern, Pharma-Sektierern, Abstinenzhysterikern, Kindersentimentalisten und zersoffenen Hirnen, welche der Verfasser weit weniger liebt als das p.t. Publikum dieses schönen Blogs.

Die verdummten hässlichen Prohibitions-Legionen haben nicht nur selten Internet, sie können oft gar nicht lesen. Ohne Geld für Fernseh-Reklame erreicht man diese Menschen mit der Frohbotschaft von Ganja Libre nur auf der Straße, und dorthin zieht es den Verfasser mit seinem Cannabis-Bauchladen.

Um die Wirkung der Prohibitionszersetzung zu verstärken, ließen wir uns folgendes einfallen.

Wir verschenken „Hasch-Pflanzen“ an Hobby-Gärtnerinnen auf der Gasse. Hindernis: Polizisten sind dagegen, obwohl legal. Diese Information ist von der Polizei selbst.

Die Theorie

Geschenke sind gut, um mit Passanten ins Gespräch zu kommen. Mit Gärtnerinnen kommt man besonders leicht ins Gespräch, weil man ihnen bei der Überreichung erklären muss, unter welcher artgerechten Haltung sich das Pflanzenbaby am wohlsten fühlt. Wie erkennt man Hobby-Gärtnerinnen? Ganz einfach: Ältere Senoritas sind meistens Hobby-Gärtnerinnen. Das ist kein bloßes Klischee, denn sonst würde die Blumenindustrie diese Regung nicht in so zynischer Weise ausbeuten. Der Verfasser erkennt ältere Senoritas sobald er sieht, und diese Bevölkerungsgruppe weiß über Cannabis vermutlich am wenigsten, wäre jedoch über Heilpflanzen-Rhektorik am ehesten umzustimmen. Besser geht es nicht.

Sobald die Pflanze im Garten oder am Balkon ein neues Zuhause gefunden hat lernt die ganze Familie von der Oma:

  • Marihuanastauden im Eigenheim sind völlig normal
  • sehen super aus
  • vertreiben Motten und Gelsen
  • duften nach Wald, Natur und Indien

Im Idealfall nimmt die Gärtnerin noch etwas anderes nach Hause mit: Den Hinweis, dass die Pflanze auch eine Arznei für Schmerz- und andere Mittel liefert, und dass die Gärtnerin gegebenenfalls mit ihrem Hausarzt über Dronabinol reden soll. Der Verfasser will möglichst viele potentielle Cannabis-Patienten zum Arzt bringen um es in die Ärzteschaft hineinzumassieren: Schluss mit der Duckmäuserei, macht es wie das leuchtende Vorbild, Dr. Kurt Blaas! (Bis jetzt ist er der einzige Ganja-Arzt von Österreich. Wer noch welche kennt, bitte in einem Kommentar melden!)

So weit also die Idee, für die man vermutlich Grow-Shop-Betreiber als Spender von eislöffelgroßen Pflänzchen begeistern könnte. Immerhin erschließen wir den Hanfzaren damit eine völlig neue Kunden-Demographie.

Dieser Gedanke ist nicht so verrückt wie er klingen mag. Hier sehen wir den Grow-Shop-Betreiber Hanf&Hanf bei einer ähnlichen Anstrengung.

muttertag

Bedenken gab und gibt es allerdings.

Bei der Überreichung ist auch eine Warnung angebracht, dass man die Blüten keinesfalls abreißen oder gar rauchen oder sonstwie verzehren darf, denn das ist verboten.

Was, wenn wegen uns eine Senorita verhaftet wird wegen Eigenanbau oder Besitz? Sind dann wir schuld?

Polizisten machen Redaktion

Da wir für Politik kein Geld haben, wandten wir uns mit unseren operativen Bedenken direkt an die Polizei, in der Hoffnung auf Gratis-Rechtsauskünfte. Um meinen Ausführungen mehr Nachdruck und Greifbarkeit zu verleihen erwarb ich ein Requisit in Form einer kohlkopfgroßen Jungpflanze und stellte sie beim Besuch im Wachzimmer auf den Tresen. Das war eine gute Idee, denn es gibt tatsächlich ein Hindernis. Wir kamen nicht einmal über die erste Frage hinweg.

„Herr Schutzmann, wenn ich auf der Gasse solche Pflänzlein verschenke, bin ich in Ihren Augen dann

    • a.) ein Wohltäter von Senoritas, die gerne gärtnern
    • b.) ein Verbrecher

Die Polizisten beantworteten diese Frage nicht, sondern reagierten gereizt. Die Polizei hatte ihrerseits Fragen:

  • woher ist diese Pflanze? (Hanf & Hanf, 8.50 Euro, „Cheese“/“Indica“)
  • wofür soll das gut sein? (Freiheitskämpfer, Legalisierung, Dr. Martin Luther King Jr., Republik)

Die Unterhaltung erregte zunächst die drei Polizisten im Hauptraum, später trat einer aus dem Nebenzimmer hinzu, um ebenfalls von einer ungezügelten Verschenkungsaktion legaler Pflänzlein abzuraten.

Die Polizisten ließen keinen Zweifel daran, dass ihnen die Idee nicht gefiel, aber es dauerte eine Weile, bis sie Andeutungen machten warum.

„Wie stellen Sie sich das vor? Sie verschenken Pflanzen, dann ruft nach einer Minute wer an wegen Suchtgift und wir MÜSSEN ausrücken und feststellen was da los ist.“

Nichts ist los. Ich weise mich aus und Sie gehen wieder.

„Und haben Scherereien.“

Hm, Scherereien mit Depperten, die nicht wissen, dass man in der Republik Cannabis-Pflanzen verschenken darf, wenn sie keine Blüten tragen? Ist das nicht mehr das Problem der Polizei?

„Nein.“

Die Unterhaltung ist verkürzt wiedergegeben, denn sie war eine mühsame Eierei. Hier war ich im Herzen der Ganja-Prohibition in Österreich angekommen: in Österreich wurde eine gewisse Legalisierungen HEIMLICH vollzogen.

  • „Hasch-Pflanzen“ ohne Blüten sind in Österreich legal wie Kamillentee
  • Das darf aber keiner von den Trotteln wissen, besonders keiner von den Wählertrotteln
  • wenn die Polizei kommen muss wegen Babypflanzen und die Vernaderer sehen, dass die Polizei wieder gehen muss wegen legal
  • dann könnte es in den Köpfen der Trottel womöglich zu Fragen oder – noch schlimmer – DENKPROZESSEN kommen
  • das gefährdet die empörende Mauschelei, von der hier die Rede ist

Und am Hanfwandertag? Dort werden immer Pflänzlein verschenkt. 2014 verschenkte die Piratenpartei Österreich am Hanfwandertag durchsichtige Plastiksackerl mit P.P.Ö.-Feuerzeug, P.P.Ö.-Papers und P.P.Ö.-Marihuana-Stengel mit Wurzeln im Schaumgummiwürfel. Deutlicher kann man nicht signalisieren, dass man zu einer Straftat anstiftet. Unter den Augen der Polizei!

Die Antwort eines Polizisten: „Der Hanfwandertag ist eine Veranstaltung“.

Ich hatte nicht vorgehabt, mit den geplanten Blumengeschenken an die Gärtnerinnen von Wien die Polizei zu provozieren, aber darauf läuft diese Mini-Kampagne leider hinaus. Polizeitrolling ist ein wirkungsvoller politischer Akt, aber im Plan war er nicht enthalten. Wir wollen bloß Senoritas becircen.

Schluss

Diese Op zur Massenmanipulation von Senoritas erfordert nach dem neuen Erkenntnisstand mehr Aufwand als

  • hellgrüne Pflanzen mit Sponsor-Logo schnorren
  • Zettel kopieren mit Erklärungen zu Aufzucht, Hege und Heilwirkung
  • Pflanzen im Park überreichen
  • Seniorinnen zum Arzt schicken
  • sich an der Vorstellung wärmen, dass die Senoritas Dronabinol gegen Tourette verschrieben bekommen oder für die ganze Familie Rauschkekse backen

Vielleicht würde es helfen, eine Kundgebung anzumelden und der Polizei vorher mitteilen, dass man depperte Petzen auf der Gasse nervös machen wird. Mehr Informationen gäbe es im Rathaus, so der Polizist, aber laut Orga-Veteran Gizmo erfährt man dort auch nicht mehr als Ex-Pirat AlterGauner hier erklärt. Jedenfalls wirkt es auf den Verfasser unheimlich, sich als Einzelner den Zorn einer Organisation auf sich zu ziehen, die nicht gerade für ihren Humor bekannt ist und de facto über dem Gesetz steht. Der nächste logische Schritt ist wohl, sich nach Verstärkung umzusehen.

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