Mimikama und der Weihnachts-Hoax von Berlin

Mimikama möchte einen Artikel debunken, der behauptet, beim Berlin-LKW-Anschlag vom 19. Dezember 2016 hätte es sich um einen Hoax gehandelt. Zuerst wird der Ablauf „erklärt“.

Am Abend des 19. Dezember 2016, gegen 20 Uhr, fuhr der LKW von der Kantstraße aus über den Gehweg mitten auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, fuhr dann ca. 80 Meter zwischen den Buden, raste dann in eine Bude, als er Richtung Budapester Straße abbog, und kam dann zum stehen. – (Mimikama)

Gleich am Anfang irrt sich Mimikama, da der LKW nicht aus der Kantstraße gekommen ist, sondern aus der Hardenbergstraße, wie man aus dem „Dashcam-Video“ des Taxis erkennen kann, da das Taxi selbst aus der Kantstraße kommt.


1. Der Poller

Mimikama erklärt, der LKW wäre am Poller vorbeigefahren:

Wäre er ein klein wenig weiter links gefahren, hätte er jenen Poller tatsächlich noch „erwischt“, jedoch ist dies kein „Beweis“, dass es inszeniert wurde. Der LKW fuhr schließlich nicht direkt an den Pollern entlang, sondern schräg in Richtung Budapester Straße. – (Mimikama)

Wenn er durch den Weihnachtsmarkt gefahren wäre, hätte er eben einen anderen Poller mitnehmen müssen, da diese zu dicht (1,80 – 2 Meter) aneinander stehen (wie man unten am Google Streetview Bild erkennen kann), als das man durchfahren könnte. Dazu passt aber nicht das Schadensbild an der Front des LKWs.


2. Der LKW hat zurückgeschoben

„der Lkw wurde demoliert und von der Strasse her hingestellt“ – Kein Beweis, eine reine Behauptung des Blogs. Es gibt zur Stützung der Behauptung nicht einen einzigen Hinweis. – (Mimikama)

Indizien dafür wären einerseits die fehlenden Frontbeschädigungen unten am LKW, wäre er tatsächlich durch die Poller gefahren, andererseits die Höhe und die Unversehrtheit der Lichterketten, die über dem behaupteten Fahrweg am Weihnachtsmarkt hängen. Auch das fehlende Blut am LKW spricht dafür.


3. Der LKW wurde dekoriert

„der Müll wurde hingelegt, sogar ein Brett schief an die Räder angelegt“ – Ja. Wenn man die Räumungsvideos rückwärts abspielt, sieht es tatsächlich so aus, als ob der Müll dort hingelegt wird. Ansonsten konnten wir beim besten Willen keinerlei Nachweis dafür entdecken. – (Mimikama)

Dann kann man aber nicht wirklich danach gesucht haben. Die Straße neben dem LKW war direkt nach dem Ereignis leer, später aber total verdreckt.


4. Die fehlenden Schreie

„es gab keine Schreie, keine Fluchtbewegungen aus dem Weihnachtsmarkt“ – Tatsächlich dachte anscheinend keiner der Besucher zuerst an einen Anschlag, sondern an ein furchtbares Unglück. Ein Augenzeuge berichtete dem „Stern“ von einer gespenstischen Stille vor Ort. Es habe keine Panik oder Schreie gegeben, die Menschen standen paralysiert und geschockt „wie Zombies“ da. Dieses Verhalten ist gar nicht so ungewöhnlich, wie man zuerst meinen sollte. Alleine schon aufgrund eines Schocks sind Menschen oftmals unfähig, zu schreien oder sich zu bewegen. Zu dem Zeitpunkt ging ja auch niemand von einem Anschlag aus, es bestand also quasi gar nicht der Drang, davor schreiend wegzurennen, weil man vielleicht Angst hat, dass noch etwas passiert. – (Mimikama)

Es gab die 4-5 flüchtenden Personen auf dem Dashcam-Video (welches „zufälligerweise“ nicht über den Dashcam-üblichen Zeitstempel-Overlay verfügt). Man sieht auch, wie die Weihnachtsbäume blinken, genau zu jenem Zeitpunkt, als der LKW daran vorbeifährt. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Weihnachtsbäume (in Pyramidenform) genau dann zu blinken beginnen, als der LKW vorbeifährt? Oder ist es wahrscheinlicher, dass das Blinken der Bäume als Signal für die weglaufenden Personen dienen sollte, um hinterher den LKW per CGI einzufügen?

Aber wieder zurück zu den fehlenden Schreien. Im unmittelbar (3 Minuten, der Live-Stream startete um 20:05) nach dem Ereignis aufgenommenen Video von Jan Hollitzer (Online-Chef und stellvertretende Chefredakteur der Berliner Morgenpost) geht der Reporter selbst durch jene Trasse, durch die angeblich der LKW gefahren sein soll. Hier sollten sich an die 50 zum Teil schwer verletzte Personen befinden, die 3 Minuten zuvor von einem 40-Tonner angefahren bzw. überfahren wurden. Mimikama geht zwar auf die fehlenden Schreie der Passanten ein, versucht damit aber die fehlenden Schreie der Verletzten zu kaschieren.


5. Die Crisis-Actors

„Krankenwagen kamen und fanden keine Toten vor, die „Verletzten“ waren Schauspieler mit Schminke und Kunstblut“ – Gleich mehrere Augenzeugen berichteten von vier Menschen, die unter dem LKW eingeklemmt waren. Unter anderem auf diesem Bild der Agentur Reuters ist ein bereits zugedeckter Leichnam zu sehen. Die Aussage, dass dort „Crisis Actor“ zugegen waren, also Menschen, die Opfer spielten, ist wiederrum eine reine Behauptung ohne jeglichen Nachweis. – (Mimikama)

„Zeugen“ kann man ebensogut kaufen. Außerdem: Von einem italienischen Opfer existieren Casting-Aufnahmen.


6. Die fehlende Action

„Krankenwagenpersonal und Feuerwehr standen nur herum“ – Man sieht tatsächlich in einigen kurzen Videos Sanitäter und Feuerwehrleute herumstehen. Stimmt. Weil ein Maximum an Hilfskräften gekommen ist und nicht jeder zu jedem Zeitpunkt etwas zu tun hatte. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass niemand etwas getan hat. – (Mimikama)

Nun wird ein(!) Bild eines Verletzten gezeigt, 3 Feuerwehrmänner die den LKW „sichern“ sowie Polizisten, die den Tatort „bewachen“. Bei 50 Verletzten ist wahrlich viel zu wenig Action zu sehen.


7. Das unmögliche Manöver

„der Lkw soll am Ende eine 45 Grad-Kurve gefahren haben und GENAU NUR EIN HÄUSCHEN umgefahren haben, obwohl der Fahrer keine Sicht mehr hatte. Auch das ist UNMÖGLICH.“ – Unklar ist, warum der Fahrer keine Sicht mehr gehabt haben soll. Er hatte sozusagen freie Fahrt auf den Weihnachtsmarkt, die Scheibe des LKW dürfte erst dann beschädigt worden sein, als er durch die Bude fuhr (man beachte die Höhe eines LKW: Menschen sind während der Fahrt sicher nicht so stark gegen die Scheibe geflogen, dass sie zerbricht). – (Mimikama)

Wenn der LKW so hoch ist, warum hat er dann nicht die Lichterkette abgesäbelt? Außerdem wurden im Nachhinein Häuschen abgebaut, die noch völlig intakt waren, um die angebliche Fahrt optisch plausibler zu gestalten, wie im Video des Privatdetektivs weiter unten gezeigt wird.


8. Die fehlenden Überwachungsvideos

„ES FEHLT AUCH JEDES ÜBERWACHUNGSVIDEO „von oben“, dabei ist Berlin doch die am besten überwachte und ausspionierte Stadt der ganzen Welt“ – Da scheint dem Autor ein wenig die die Paranoia zu verfolgen. So gern es sicherlich manche auch einbilden, doch nicht jeder Ort wird zu jeder Zeit ständig überwacht, und es gibt auch wirklich keinen besonderen Grund, einen Weihnachtsmarkt, auch wenn er in Berlin ist, abends mit einer Nachtsichtdrohne zu beobachten. – (Mimikama)

Ob Überwachungskameras vor Ort sind, müsste man sich vor Ort ansehen. Webcams filmen den Breitscheidplatz aber auf jeden Fall. Auch hier fehlt jede Aufnahme davon. Mit Nachtsichtdrohnen hat dies nichts zu tun.


9. Das fehlende Blut

„ES FEHLT AUCH JEGLICHE BLUTSPUR AM Lkw“ – Da hat der Autor wohl ein wenig zu sehr Hollywood-Filme geschaut. Gehen wir den Tathergang noch einmal durch: Der LKW fährt auf den Weihnachtsmarkt, überfährt mehrere Personen und kracht schließlich in eine Bude. Zum Zeitpunkt, als der LKW auf dem Markt fuhr, dürfte er eine weitaus geringere Geschwindigkeit als normal auf der Straße gehabt haben. Menschen, die nun von diesem LKW getroffen wurden, platzen nicht einfach auf und hinterlassen Blutspritzer, wie man es so manchmal in schlechten Actionfilmen sieht. Dazu hätte der LKW mit einer weitaus größeren Geschwindigkeit die Opfer treffen müssen. – (Mimikama)

Bei einem 40-Tonner-LKW ist die Geschwindigkeit wohl egal, mit der er in eine Menschenmenge fährt, Blut fließt da immer. Vor allem auf den Reifen hätte man Blut sehen müssen.  Aber auch hier fehlt jede Spur davon, dass der LKW wirklich Menschen überrollt / erfasst haben soll. Vergleichbare Aufnahmen von LKWs, die in der Realität Tiere erfasst haben, sind voll von Blut.


10. Die fehlenden Leichen

„ES FEHLEN LEICHEN VON ÜBERFAHRENEN PERSONEN, also mit aufgeplatzten Bäuchen, Gedärmen auf dem Pflaster, abgetrennten Beinen, zerquetschten Köpfen usw.“ – Siehe oben. Der Autor erwartet von einem Unfall anscheinend ein Splatter-Szenario und genug Leute, die davon nicht etwa geschockt sind, sondern begeistert Bilder machen. – (Mimikama)

Was, außer ein Splatterszenario, sollte man sonst erwarten, nachdem ein 40-Tonner über 50 Menschen erfasst bzw. überrollt hat? Das Video von Jan Hollitzer, das nur wenige Minuten nach der „Amok-Fahrt“ aufgenommen wurde, zeigt ein paar Leute, die am Boden sitzen oder liegen und anscheinend gerade erst-versorgt werden. Wieso schreit hier niemand vor Schmerzen, wenn 50 Personen angeblich gerade eben verletzt worden sind? Sind die alle im „Schock“?


11. Das Charlie Brown „Argument“

„es fehlen Kleider am LKW“ – Das macht uns jetzt total stutzig. Kleider am LKW? Warum sollen da Kleider sein? Wenn Charlie Brown in einem Comic von einem wahnsinnig schnellen Curve-Ball beim Baseball getroffen wird, dann wirbelt er durch die Luft und verliert seine Klamotten. Glaubt der Autor etwa, dass so auch ein richtiger Unfall aussieht? – (Mimikama)

Natürlich verheddern sich Teile der Kleidung bei einem solchen Überfahren im Truck. Siehe zum Beispiel diese Geschichte aus Australien. Wieso Mimikama den unpassenden Charlie Brown-Vergleich anstellt, kann nur vermutet werden. Vielleicht haben sie sonst keine Argumente für die fehlenden Kleidungsreste, die sich in die spitzen Kanten des Kühlergrills fressen hätten müssen.

Auf einer Expertenseite für Unfälle heißt es:

Der Primäranstoß hinterlässt, wie auch nachfolgende Anstöße und Berührungen zwischen Fahrzeug und Fußgänger, am Stoßfänger dementsprechende Spuren. Vom bekleideten Bein des Fußgängers sind Wischspuren, Antragungen / Anschmelzungen und Textilmusterabdrücke der Hose erkennbar. Beim unbekleideten Bein wird häufig Hautgewebe vom Fußgänger auf den Stoßfänger übertragen. Korrespondierende Spuren sind an der Bekleidung (Hose) als Schmutzantragungen, Abschmelzpunkte, Abrieb oder Lacksplittereinbettungen erkennbar. Deshalb ist bei Fußgängerunfällen die Sicherstellung der Bekleidung wichtig.

Der LKW von Breitscheidplatz sah aber aus wie direkt aus der Waschstraße, der ein wenig mit einem Vorschlaghammer bearbeitet wurde.


12. Unten am LKW kein Schaden

„Am Laster unten gar keine Beschädigungen“ – Da fragen wir uns, wie der Autor es geschafft hat, einen Blick unter den LKW zu werfen. Laut Zeugenaussagen befanden sich sogar, wie oben erwähnt, vier Menschen direkt unter dem LKW eingeklemmt. Aber gut zu wissen, dass diese laut dem Autor den LKW wohl nicht beschädigten. – (Mimikama)

„Am Laster unten“ muss ja nicht die Bodenplatte meinen, wie Mimikama hier fälschlicherweise zu suggerieren versucht. Vermutlich ist eher die Stoßstange gemeint, mit der der Laster einen der Poller mitnehmen musste, wenn er wirklich so gefahren sein soll, wie es in der offiziellen Version dargestellt ist.


13. Keine Todesliste

„KEINE Todesliste vorhanden – Merkel-Regierung=Verarschungs-Regierung“
Das scheint viele Menschen zu stören: Es gibt keine „Todesliste“. Das geht ja mal gar nicht, wie soll man denn neben all dem Gräuel auch noch trauern, wenn man nicht mal weiß, wer die Toten sind?
Tatsächlich wurden am 23.12.2016 alle Toten identifiziert, es wurde aber keine offizielle Liste der Verstorbenen veröffentlicht. Und genau das stört aber auch viele Menschen, da die Toten für uns „abstrakt“ bleiben, sie haben kein Gesicht, sondern sind nur eine Zahl in einer Statistik. Eine deutschlandweite Trauer ist somit für Menschen kaum möglich. Wir trauern mit einem Bild vor uns, nicht mit einer Zahl. Genau dieser Umstand wurde auch in einem Artikel der „Welt“ ausführlich kritisiert. – (Mimikama)

Nicht nur die fehlende Todesliste macht stutzig, auch fehlende Bilder von Opfern auf den vielen Gedenkstätten, die danach aufgestellt wurden. Wenn man ein Foto sah, dann war es vom polnischen Fahrer, ganz selten von einer Israelin, Dalia Elyakim, und das war’s. Es ist durchaus merkwürdig, dass keine Bilder von deutschen Opfern von ihren Angehörigen dort abgelegt wurden, wie in folgendem Video analysiert wird:


14. Die Verschwörungstheoretikerkeule

Der Verfasser des Artikels  – Michael Palomino ist kein Unbekannter, wenn es um Verschwörungstheorien jeglicher Art geht. 1999 stand er bereits wegen Leugnung des Holocaust vor Gericht, seitdem taucht er immer wieder einmal in diversen Foren und Blogs auf, wenn es darum geht, hinter irgendetwas eine Verschwörung zu sehen, beispielsweise der Absturz der MH-17 im Jahre 2014. Er fühlt sich laut seiner Homepage vom „kriminellen Schweizer Geheimdienst“ verfolgt, ebenso sind, so glaubt er, die „Freimaurer-Illuminaten mit Tettamanti und die schweinzer Zionisten-Sozialisten“ hinter ihm her. Wir lassen das mal unkommentiert. – (Mimikama)

Verständlicherweise wird zum Schluss noch die Verschwörungstheoretikerkeule ausgepackt, da die bisher vorgebrachten Argumente über das Prädikat Strohmann-Argument nicht hinauskommen. Kein Wunder, wenn man ein Media-Partner der VICE-Gruppe ist.

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