Das Klima und der Fluss des Geldes

von F. William Engdahl, am 5. Jänner 2020

Die verborgene Wahrheit hinter der Klimadebatte auf der COP25 in Madrid. Dieser Artikel wurde erstmals im September 2019 veröffentlicht.

Das Klima. Wer hätte es jemals erraten können? Gerade die Mega-Konzerne und Mega-Milliardäre, die die Globalisierung der Weltwirtschaft in den letzten Jahrzehnten vorangetrieben haben, deren Streben nach Aktionärsvermögen und Kostensenkungen unserer Umwelt sowohl in der industriellen Welt als auch in den unterentwickelten Volkswirtschaften Afrikas, Asiens und Lateinamerikas so viel Schaden zugefügt hat, sind die führenden Unterstützer der „Graswurzel“-Dekarbonisierungsbewegung von Schweden über Deutschland bis in die USA und sogar darüber hinaus.

Ist es ein schlechtes Gewissen, oder könnte es sich um eine tiefer gehende Agenda handeln, wenn die Luft, die wir atmen, mit einem Preisschild versehen wird?

Was man auch immer über die Gefahren von CO2 und die Risiken der globalen Erwärmung glauben mag, die zu einer globalen Katastrophe von 1,5 bis 2 Grad Celcius durchschnittlichen Temperaturanstieg in den nächsten ca. 12 Jahren führen wird, ist es dennoch erwähnenswert, wer sich für die derzeitige Flut von Propaganda und den Klimaaktivismus einsetzt.

Grüne Finanzen

Einige Jahre bevor Al Gore und andere beschlossen, ein junges schwedisches Schulmädchen als Aushängeschild für die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen zu verwenden, oder in den USA den Aufruf von Alexandria Ocasio-Cortez zu einer vollständigen Reorganisation der Wirtschaft um einen Grünen New Deal herum, begannen die Finanzriesen damit, Pläne zu entwickeln, um Hunderte von Milliarden künftiger Mittel in Investitionen in oft wertlose „Klima“-Unternehmen zu lenken.

Nach jahrelanger sorgfältiger Vorbereitung hat die schwedische Immobiliengesellschaft Vasakronan 2013 die erste „Grüne Anleihe“ eines Unternehmen aufgelegt. Ihnen folgten weitere, darunter Apple, die SNCF und die französische Großbank Credit Agricole. Im November 2013 gab Elon Musk mit dem problembehafteten Tesla Energy-Projekt das erste durch Solaranlagen abgesicherte Wertpapier heraus. Heute sind laut der sogenannten Climate Bonds Initiative mehr als 500 Milliarden Dollar an solchen Grünen Anleihen ausständig. Die Erfinder der Anleihe-Idee erklären, dass es ihr Ziel ist, einen Großteil der weltweit verwalteten 45 Billionen Dollar an Vermögen zu gewinnen, die sich nominal verpflichtet haben, in „klimafreundliche“ Projekte zu investieren.

Der attraktive Prinz Charles, der zukünftige britische Monarch, hat zusammen mit der Bank of England und der City of London Finance „grüne Finanzinstrumente“, allen voran Grüne Anleihen, gefördert, um Pensionspläne und Investmentfonds auf grüne Projekte umzulenken. Ein Schlüsselakteur bei der Verknüpfung der Weltfinanzinstitutionen mit der Grünen Agenda ist der scheidende Chef der Bank of England, Mark Carney. Im Dezember 2015 richtete das Financial Stability Board (FSB) der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) unter dem damaligen Vorsitz von Carney die „Task Force on Climate-related Financial Disclosure“ (TCFD) ein, um „Investoren, Kreditgeber und Versicherungen über klimabedingte Risiken zu beraten“. Das war sicherlich ein bizarrer Schwerpunkt für die Weltzentralbanker.

Im Jahr 2016 gründeten die TCFD zusammen mit der City of London Corporation und der britischen Regierung die Green Finance Initiative mit dem Ziel, Billionen von Dollar für „grüne“ Investitionen zu verwenden. Die Zentralbanker des FSB nominierten 31 Personen für die Gründung der TCFD. Unter dem Vorsitz des Milliardärs Michael Bloomberg gehören dazu Schlüsselpersonen von JP MorganChase, BlackRock (einem der größten Vermögensverwalter der Welt mit fast 7 Billionen Dollar), der Barclays Bank, der HSBC (die in London und Hong Kong ansässige Bank wurde wiederholt wegen der Geldwäsche von Drogengeldern und anderem Schwarzgeld bestraft), der Swiss Re (die zweitgrößte Rückversicherungs-Gesellschaft der Welt), der chinesischen ICBC-Bank, Tata Steel, ENI oil, Dow Chemical, der Bergbau-Gigant BHP Billington und David Blood von Al Gore’s Generation Investment LLC. In der Tat macht es den Eindruck, als würden die Füchse über die Regeln des New Green Hühnerstalls bestimmen.

Carney von der Bank of England war ebenfalls ein wichtiger Akteur bei den Bemühungen, die City of London zum Finanzzentrum des globalen Grünen Finanzwesens zu machen. Der scheidende britische Schatzkanzler Philip Hammond veröffentlichte im Juli 2019 ein Weißbuch mit dem Titel „Green Finance Strategy: Die Finanzen für eine grünere Zukunft umgestalten“. In dem Bericht heißt es: „Eine der einflussreichsten Initiativen, die sich herausbilden werden, ist die vom Financial Stability Board eingesetzte Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) aus dem privaten Sektor, unterstützt von Mark Carney und unter dem Vorsitz von Michael Bloomberg. Dies wurde von Institutionen unterstützt, die weltweit Vermögenswerte in Höhe von 118 Billionen Dollar repräsentieren“. Es scheint hier einen Plan zu geben. Der Plan ist die Finanzialisierung der gesamten Weltwirtschaft, wobei die Angst vor einem Ende-der-Welt-Szenario dazu genutzt wird, um willkürliche Ziele wie „Netto-Null-Treibhausgasemissionen“ zu erreichen.

Der Schlüsselakteur Goldman Sachs

Die allgegenwärtige Wall-Street-Bank Goldman Sachs, die unter anderem den scheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi und den Bank of England-Chef Carney hervorgebracht hat, hat gerade den ersten globalen Index der am besten bewerteten Umwelt-Anleihen vorgestellt, der zusammen mit dem in London ansässigen CDP, dem früheren Carbon Disclosure Project, erstellt wurde. Das CDP wird insbesondere von Investoren wie HSBC, JPMorgan Chase, der Bank of America, Merrill Lynch, Goldman Sachs, der American International Group sowie der State Street Corporation finanziert.

Der neue Index mit den Bezeichnungen CDP Environment EW und CDP Eurozone EW zielt darauf ab, Investmentfonds, staatliche Rentensysteme wie das CalPERS (California Public Employees‘ Retirement System) und CalSTRS (California State Teachers‘ Retirement System) mit einem Gesamtvermögen von mehr als 600 Milliarden Dollar anzulocken, um in ihre sorgfältig ausgewählten Ziele zu investieren. Zu den am besten bewerteten Unternehmen im Index gehören Alphabet (der Dachverbandsholding, zu der Google gehört), Microsoft, ING Group, Diageo, Philips, Danone und, praktischerweise, Goldman Sachs.

Greta, AOC und Co.

An diesem Punkt nehmen die Ereignisse eine zynische Wendung, da wir mit sehr populären, stark geförderten Klimaaktivisten wie der Schwedin Greta Thunberg oder der 29-jährigen New Yorkerin Alexandria Ocasio-Cortez und dem Grünen New Deal konfrontiert werden. Wie aufrichtig diese Aktivisten auch sein mögen, hinter ihrer Förderung steht eine gut geölte Finanzmaschinerie.

Greta Thunberg ist Teil eines gut vernetzten Netzwerks, das mit der Organisation von Al Gore verbunden ist, die von Agenturen wie der UNO, der EU-Kommission und den finanziellen Interessen, die hinter der gegenwärtigen Klima-Agenda stehen, zynischerweise professionell vermarktet und genutzt wird. Wie der kanadische Forscher und Klimaaktivist Cory Morningstar in einer Reihe hervorragender Postings dokumentiert, geht es um ein gut vernetztes Netzwerk, das mit dem US-Klimainvestor und enorm wohlhabenden Klima-Profiteur Al Gore, dem Vorsitzenden der Generation Investment Group, verbunden ist.

Gores Partner, der ehemalige Goldman Sachs Funktionär David Blood, ist, wie bereits erwähnt, Mitglied der von der BIZ eschaffenen TCFD. Greta Thunberg und ihr 17-jähriger Klimafreund Jamie Margolin waren beide als „spezielle Jugendberater und Treuhänder“ der schwedischen NGO We Don’t Have Time aufgeführt, die von ihrem CEO Ingmar Rentzhog gegründet wurde. Rentzhog ist Mitglied von Al Gore’s Climate Reality Organization Leaders und Teil der European Climate Policy Task Force. Er wurde im März 2017 von Al Gore in Denver und erneut im Juni 2018 in Berlin ausgebildet. Al Gore’s Climate Reality Project ist ein Partner von We Don’t Have Time.

Auch die Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez (AOC), die in ihren ersten Tagen im US-Kongress wegen der Enthüllung eines „Green New Deal“ zur vollständigen Neuorganisation der US-Wirtschaft mit Kosten von vielleicht 100 Billionen Dollar Aufsehen erregte, ist nicht ohne qualifizierte Führung. AOC hat offen zugegeben, dass sie auf Drängen einer Gruppe namens „Justice Democrats“ für den Kongress kandidiert hat. Sie sagte einem Interviewer: „Ich würde nicht kandidieren, wenn es nicht die Unterstützung der Justice Democrats sowie von Brand New Congress gegeben hätte. Ähm, tatsächlich waren es diese Organisationen, es war Justice Democrats und es war auch Brand New Congress, die mich gebeten haben, überhaupt zu kandidieren. Sie waren es, die mich vor anderthalb Jahren angerufen haben…“ Zu den Beratern von AOC als Kongressabgeordnete gehören nun auch der Mitbegründer der Justice Democrats, Zack Exley. Exley war ein Open Society Fellow und erhielt u.a. von der Open Society Foundation und der Ford Foundation Gelder, um einen Vorgänger der Justice Democrats zu erschaffen, der ausgewählte Kandidaten für das Amt rekrutieren sollte.

Die wirkliche Agenda ist ökonomisch

Die Verbindungen zwischen den größten Finanzgruppen der Welt, den Zentralbanken und globalen Unternehmen zu dem derzeitigen Drängen auf eine radikale Klimastrategie zur Aufgabe der fossilen Brennstoffwirtschaft zugunsten einer vagen, unerklärlichen Grünen Wirtschaft, scheint es weniger um das echte Anliegen zu gehen, unseren Planeten zu einer sauberen und gesunden Lebensumwelt zu machen. Vielmehr handelt es sich um eine Agenda, die eng mit der UN-Agenda 2030 für eine „nachhaltige“ Wirtschaft und der Entwicklung von buchstäblich Billionen von Dollar an neuem Reichtum für die globalen Banken und Finanzriesen, die die wahren Machthaber sind, verbunden ist.

Im Februar 2019 schien der damalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nach einer Rede von Greta Thunberg vor der EU-Kommission in Brüssel, nachdem er galant Gretas Hand geküsst hat, zu echtem Handeln bewegt worden zu sein. Er sagte Greta und der Presse, dass die EU in den nächsten 10 Jahren Hunderte von Milliarden Euro für die Bekämpfung des Klimawandels ausgeben sollte. Juncker schlug vor, dass zwischen 2021 und 2027 „jeder vierte Euro, der im EU-Haushalt ausgegeben wird, in Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels fließt“. Was der schlaue Juncker nicht sagte, war, dass die Entscheidung nichts mit der Panikmache der jungen schwedischen Aktivistin zu tun hatte. Sie wurde ein ganzes Jahr vorher, am 26. September 2018, auf dem One-Planet-Summit zusammen mit der Weltbank, der Bloomberg Stiftung, dem Weltwirtschaftsforum und anderen getroffen worden. Juncker hatte die mediale Aufmerksamkeit, die der jungen Schwedin zuteil wurde, geschickt genutzt, um für seine Klima-Agenda zu werben.

Am 17. Oktober 2018, Tage nach der EU-Vereinbarung auf dem One-Planet-Summit, unterzeichnete Junckers EU eine Absichtserklärung mit Breakthrough Energy-Europe, in der Mitgliedsunternehmen von Breakthrough Energy-Europe bevorzugten Zugang zu jeglicher Finanzierung erhalten.

Zu den Mitgliedern von Breakthrough Energy gehören Richard Branson von Virgin Air, Bill Gates, Jack Ma von Alibaba, Mark Zuckerberg von Facebook, Prinz Al-Waleed bin Talal, Ray Dalio von Bridgewater Associates, Julian Robertson vom Hedgefonds-Giganten Tiger Management, David Rubenstein, Gründer der Calyle Group, George Soros, Vorsitzender der Soros Fund Management LLC, Masayoshi Son, der Gründer der japanischen Softbank.

Man darf sich nicht täuschen lassen. Wenn die einflussreichsten multinationalen Konzerne, die größten institutionellen Investoren der Welt, darunter Blackrock und Goldman Sachs, die UNO, die Weltbank, die Bank of England und andere Zentralbanken der BIZ hinter der Finanzierung einer so genannten Green Agenda stehen — man kann es auch Green New Deal oder was auch immer nennen — ist es an der Zeit, hinter die Oberfläche öffentlicher Klimaschutz-Kampagnen zu schauen, um die tatsächliche Agenda zu erkennen. Das Bild, das sich abzeichnet, ist der Versuch einer finanziellen Reorganisation der Weltwirtschaft mit Hilfe des Klimas, etwas, womit die Sonne und ihre Energie um Größenordnungen mehr zu tun hat, als es die Menschheit je könnte — um zu versuchen, uns gewöhnliche Leute davon zu überzeugen, unermessliche Opfer zu bringen, um „unseren Planeten zu retten“.

Bereits 2010 sagte der Leiter der Arbeitsgruppe 3 des UNO-Klimarats, Dr. Otmar Edenhofer, in einem Interview: „… man muss klar sagen, dass wir den Reichtum der Welt de facto durch die Klimapolitik umverteilen. Man muss sich von der Illusion befreien, dass internationale Klimapolitik Umweltpolitik ist. Das hat fast nichts mehr mit Umweltpolitik zu tun, mit Problemen wie der Entwaldung oder dem Ozonloch.“ Seitdem hat sich die wirtschaftspolitische Strategie deutlich weiterentwickelt.

F. William Engdahl ist strategischer Risikoberater und Dozent, er hat einen Abschluss in Politik von der Princeton University und ist ein Bestseller-Autor über Öl und Geopolitik, exklusiv für das Online-Magazin „New Eastern Outlook“. Er veröffentlicht häufig auf Global Research.

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