Wir waren wo: Wien Andas [sic] Donaustadt

Es ist schwierig, der Donaustadt-Sektion von Wien Andas [sic] etwas vorzuwerfen, außer natürlich, dass Politik zu fad ist für richtige Menschen, und Bezirkspolitik noch fader. Zwölf Leute waren anwesend, davon fünf Frauen. Ungefähr je ein Drittel KPÖ, ein Drittel Junge vom Komsomol, ein Drittel Unabhängige — Lehrer, Aktivisten, ein Rechtsanwalt. Von der Piratenpartei war – wie immer – keiner anwesend.

Die Versammlung lief zielstrebig und – vor allem – ruhig ab, wenn man den Krach im Lokal vom Nebentisch ignorieren konnte. Kein Wellness-Styropor, keine Spontanablässe — Kommunikation als Mitteilung, nicht als Ersatz für soziale Fellpflege unter Primaten. Die gut gemeinte, aber grundsätzlich überflüssige, Vorstellungsrunde gab es, aber sie war sehr kurz und fand offenbar aus Rücksicht auf den Verfasser statt, denn in der Versammlung kannte sonst jeder jeden. Die Wahl der vier Bezirkskandidaten dauerte ca. eine halbe Stunde und vollzog bloß die allgemeine Übereinkunft. Die Kandidaten kandidierten für bestimmte Plätze auf der Liste und wurden praktisch einstimmig gewählt. Die Vernehmung zu ihren Zielen war auch sehr kurz — vermutlich, weil sie in der Runde ausreichend bekannt waren.

Die Besprechung für die Gestaltung des Wahlkampfes wurde auf Juni vertagt. Es gab mehrere Hinweise, dass es die Gruppe gewohnt ist effektiv zusammenzuarbeiten und nicht nur in Wahlkämpfen Aktivität zeigt.

Wenigstens einige der Anwesenden sind Autoren für das KPÖ-Bezirksblatt Kaktus, das in der aktuellen Ausgabe nicht nur den erwarteten „Niemals vergessen“ und „wählt Andas [sic]“-Shite enthält, sondern auch Artikel über die Initiativen „Hirschstetten retten“, „Bürgerinitiative Dittelgasse“ und – besonders hervorzuheben – einen Genossenschaftsladen für Bio-Produkte. Zum Vergleich: die Mariahilfer zeigten in der früher beschriebenen Sitzung Probleme jemanden zu finden, der eine Terminankündigung für das lokale Bezirksblättchen formuliert.

Eine Kandidatin berichtete von einer erfolgreichen Innovation für das Sammeln von Unterschriften: der Drive-In-Infotisch. Große Banner zeigten entlang der Schnellstraße den Weg in eine Nebenfahrbahn, wo die Bürger für Motoristen Kaffee ausschenkten und Unterschriften kassierten. Die Interessenten kamen zu ihnen. Motorradfahrer mussten nicht einmal absteigen um mit dem Infotisch zu interagieren. Funktionierte prima und brachte viele Unterschriften, erzählte die Erzählerin. So ein Drive-In soll wegen des großen Erfolges für Wien Andas [sic] nochmal erfolgen. Diese Drive-In-Politik würde in anderen Bezirken Wiens nicht funktionieren, denn nur in der Donaustadt sieht es so aus wie an jenen Stellen im Motorland USA wo es so schön ist wie in Vösendorf.

Schluss

Der Verfasser hat den Weg umsonst gemacht, weil die Donaustädter für Spott nichts hergeben. Vielleicht waren die Rauchpausen ein Fehler. Womöglich ist der Gruppe der größte Quatsch in der Abwesenheit dieses Autors eingefallen. So lustig wie bei der Satire-Partei war es bei dieser politischen Zusammenkunft nicht, aber das operative Niveau der Wien Andas [sic] Donaustadt ist dem von Hintner und seinen Los Hintneritos mindestens ebenbürtig. Aufgaben und Engagement scheinen auch gleichmäßiger verteilt zu sein als bei der P.A.R.T.E.I.

So ist es keine Überraschung, dass die KPÖ bei den letzten beiden Bezirkswahlen den Einzug um nur hundert und hundertfünfzig Stimmen verpasst hat und die Wahlkämpfer zuversichtlich sind es dieses Mal zu schaffen. Der Verfasser kann aber nicht erkennen, wie einzelne Bezirkspolitiker Einfluss auf Themen wie Geldechsen, Rüstungswahn, Massenarbeitslosigkeit oder epidemische Verblödung nehmen können.

donaustadt-1

Wir sind oft wo. Hier sind die Berichte: Wir waren wo

Image Credit 1: Jimbo Wales

Image Credit 2: Jimbo Wales

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*